Innovatives Lernen - Das Inverted Classroom Modell
Topic outline
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Innovatives Lernen im Hochschulkontext - Das Inverted Classroom Modell (ICM)
Bild: Simon Retzmann fĂŒr Ruhr-UniversitĂ€t Bochum, CC BY-SA 4.0
Im Zuge der Digitalisierung der Lehre werden zunehmend innovative Lehrkonzepte entwickelt und in die Hochschullehre eingebunden, die neue Chancen fĂŒrs Lehren und Lernen eröffnen. Das Inverted Classroom Modell (ICM) ist ein Lehrmodell, das auf der Idee basiert, die grundlegenden AktivitĂ€ten der klassischen Vorlesung âumzudrehenâ. In traditionellen Lehrkonzepten erfolgt der inhaltliche Input durch die Lehrenden vor einer groĂen Gruppe von Studierenden im Hörsaal (in-class ), wĂ€hrend weiterfĂŒhrende Aufgaben meist zu Hause in Einzelarbeit (out-of-class) bearbeitet werden. Im Inverted Classroom (IC) hingegen erfolgt die rein inhaltliche Wissensvermittlung durch multimediales Online-Material, sodass die PrĂ€senzveranstaltung in der groĂen Gruppe fĂŒr die gemeinsame, vertiefende Auseinandersetzung mit dem Gelernten genutzt werden kann.
Entdecken Sie, welche Möglichkeiten das ICM eröffnet, und sammeln Sie Ideen fĂŒr ein eigenes IC-Szenario!
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Haben Sie bereits Erfahrungen mit dem ICM gesammelt? Oder möchten Sie einfach nur ein paar Anregungen zum ICM sammeln und sich fĂŒr die zukĂŒnftige Planung eines "umgedrehten Kurses" inspirieren lassen? Haben Sie konkrete Fragen oder Anregungen zum Thema ICM?
Ganz gleich, was Ihr Anliegen ist, nutzen Sie dieses Forum, um sich mit uns und anderen Lehrenden auszutauschen.
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Da ein IC-Szenario im Vergleich zur konventionellen Vorlesung andere Anforderungen an die didaktische Planung stellt, bedarf es einiger Ăberlegungen, nicht nur was die angestrebten Lernziele und Kompetenzen, sondern insbesondere die daraus hervorgehende Gestaltung der Online-Inhalte sowie der PrĂ€senzphase betrifft. Dabei sind folgende Fragen zentral:
- Was sind die angestrebten Lernziele und zu erwerbenden Kompetenzen meiner Lehrveranstaltung?
- Wie muss ich die Online-Plattform gestalten, um die Grundlage fĂŒr die angestrebten Lernziele zu legen?
- Wie muss ich die Lehrvideos gestalten, damit der Input möglichst effektiv ist?
- Welche Materialien / Tools kann ich zur UnterstĂŒtzung der Lehrvideos einsetzen?
- Wie kann ich den Lernprozess der Studierenden sinnvoll begleiten und evaluieren?
- Welche Methoden bieten sich im Rahmen meiner Lehrveranstaltung in-class an?
- Was ist meine Rolle als Lehrende/r in der PrÀsenzsitzung?
Grundlegende Infos zum ICM (Christian Spannagel)
ICM im Kontext der Digitalisierung (JĂŒrgen Handke)
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Wie plane ich nun ein IC-Szenario? Wie erstelle ich die Online-Inhalte? Wie gestalte ich die PrÀsenz?
Bei der Beantwortung dieser Fragen sollen die folgenden Inhalte helfen, indem sie Gestaltungmöglichkeiten im Rahmen des ICM aufzeigen. Die konkrete Umsetzung eines IC-Szenarios ist natĂŒrlich immer abhĂ€ngig von Thematik, Teilnehmerzahl, Raumbedingungen, Zeitrahmen etc. des jeweiligen Kurses, sodass aus den zahlreichen Möglichkeiten die passende Methode fĂŒr Ihre LV ausgewĂ€hlt werden muss. Unten finden Sie ein ausfĂŒhrliches Fallbeispiel aus der Japanologie als Video und weitere Fallstudien zu IC-Szenarien aus unterschiedlichsten Fachbereichen in Textform, die in einer Tabelle gegenĂŒbergestellt sind, sowie eine Sammlung von Gestaltungsmöglichkeiten im Ăberblick.
Planung, Umsetzung & Auswertung der LV "Japanische Grammatik" (Annette Hansen)
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Nun zum entscheidenden Schritt fĂŒr die Umsetzung eines IC-Szenarios: die Gestaltung der Out-of-Class-Phase. In erster Linie - neben Texten, Graphiken, Audios etc, die ebenfalls in die Online-Lernumgebung eingebunden werden können - stĂŒtzt sich diese auf Lehrvideos, die die Lehrenden den Studierenden online zur VerfĂŒgung stellen, um den inhaltlichen Input vor der PrĂ€senzphase zu ermöglichen. Lehrvideos allein machen jedoch noch keine effektive Online-Lernumgebung. Zum Einen sollten die Videos bestimmte Gestaltungskriterien erfĂŒllen (adĂ€quate LĂ€nge, ansprechende PrĂ€sentation der Inhalte, den Inhalt unterstĂŒtzende Darstellungsformen etc.) und zum Anderen sollten sie im Optimalfall von Fragen, ĂbungsblĂ€ttern oder Ă€hnlichem begleitet werden, um den Lernprozess der Studierenden zu unterstĂŒtzen. Neben einfachen ĂbungsblĂ€ttern oder kurzen Quizzes gibt es auch hier viele unterschiedliche Möglichkeiten, um den Lernprozess out-of-class sinnvoll zu begleiten und die Auseinandersetzung mit den Inhalten bei den Studierenden anzuregen (siehe 4. Tools).
1. Allgemeines. Wie eine solche effektive Online-Umgebung aussehen kann und wie man vermeidet, dass sich die Studierenden von den Lehrvideos "berieseln lassen", sind die zentralen Fragen, die sich viele Lehrende vor der Umsetzung eines IC-Szenarios stellen. So war dies auch Thema im GesprĂ€ch mit Frau Hansen, Dozentin fĂŒr japanische Sprache am OAW-Institut der RUB, die im WS15/16 Ihren Japanisch-Grammatikkurs umgedreht und sich im Vorfeld genau diese Fragen gestellt hat:
Zwei zentrale Fragen zur Gestaltung der Lehrvideos (Annette Hansen, eScouts)
2. Lehrvideos. Je nach Anforderungen der Lehrveranstaltung, persönlichen Vorlieben der Lehrenden und technischen Gegebenheiten können die Lehrvideos unterschiedlicher Art sein. Die einfachste Möglichkeit ist, Ausschnitte aus vorhandenen Vorlesungsaufzeichnungen zu verwenden (1.Video), wobei es sich eher empfiehlt, speziell fĂŒr bestimmte Themenbereiche jeweils kurze Videosequenzen zu erstellen. Software wie OfficeMix (ein Add-On fĂŒr PowerPoint) oder Adobe Captivate ermöglicht z.B. die eigene PPT automatisch und unkompliziert aufzunehmen und zu besprechen (2.Video), wĂ€hrend ein aufwendigeres Studio mit Greenscreen natĂŒrlich noch weitere Möglichkeiten eröffnet, aber kostenaufwendiger ist. Wer es gerne kreativ mag, kann sich beispielsweise auch an Videos mit gezeichneten Elementen versuchen, wie die FraMediale-Gewinner des Schreibzentrums an der Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt (3.Video).
Vorlesungsausschnitt (Christian Spannagel)
Screencast (Jörn Loviscach)
Lehrvideo mit gezeichneten Elementen (Uni Frankfurt)
3. Online-Umgebung. Neben der reinen Inhaltsvermittlung kann die Online-Lernumgebung darĂŒber hinaus fĂŒr den Austausch zwischen den Studierenden und die Dokumentation ihrer Lernfortschritte genutzt werden. So kann man beispielweise ein Forum einrichten, in dem sich die Studierenden ĂŒber das Gelernte austauschen und VerstĂ€ndnisfragen stellen können, Quiz-Fragen einbinden, mithilfe derer die Studierenden selbst, aber auch die Lehrenden ihren Lernfortschritt ĂŒberprĂŒfen können, oder ein Wiki zur VerfĂŒgung stellen, in dem alle Studierenden ihr Wissen ĂŒber das jeweilige Thema zusammentragen können. Solche Tools dienen dazu, das eigenverantwortliche Lernen kommunikativer und strukturierter zu gestalten, was wiederum einen Mehrwert fĂŒr das Lernen haben kann, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden. Im Folgenden sind die wichtigsten Informationen ĂŒber einige Tools in Schrift und Bild zusammengefasst, die sich besonders gut fĂŒr ein IC-Szenario eignen. Zudem finden Sie unten ein Beispiel fĂŒr eine Online-Lerneinheit, die Videosequenzen mit Quiz-Fragen kombiniert.
NĂŒtzliche Tools fĂŒr die Gestaltung der Online-Phase
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In Bearbeitung.
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Diese Pdf zeigt eine Vorlage fĂŒr die Ideensammlung fĂŒr Lernvideos, da die genaue Planung und Organisation eines Lernvideos, enorm wichtige Aspekte fĂŒr ein gelungenes Lernvideo sind.
Canvas: Sandra Schön & Martin Ebner 2016, CC BY 4.0.
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Anders als in einer typischen Vorlesung wird die PrĂ€senzveranstaltung im IC zur gemeinsamen, aktiven Auseinandersetzung mit Inhalten genutzt, was einer anderen Art der Vorbereitung als bei einem klassischen Lehrvortrag bedarf. SelbstverstĂ€ndlich ist die konkrete methodisch-didaktische Gestaltung der PrĂ€senzveranstaltung stark abhĂ€ngig von den gegebenen Bedingungen hinsichtlich GruppengröĂe, RĂ€umlichkeiten, Zielgruppe, Thematik und Zielsetzung der Vorlesung, sodass im Vorhinein ein genauer Plan ausgearbeitet werden muss, welche didaktische Vorgehensweise zu den Inhalten sowie den Teilnehmenden des Kurses passen und welche zeitlichen sowie rĂ€umlichen Rahmenbedingungen herrschen.
Um einen Ăberblick darĂŒber zu geben, wie eine solche, auf Lernende zentrierte PrĂ€senzveranstaltung im IC aussehen kann und worauf man bei der Planung achten sollte, sind hier einige Videos und Artikel zusammengestellt, die verschiedene methodische und didaktische Herangehensweisen fĂŒr unterschiedliche Lerngruppen aufzeigen. Das erste Video zeigt eine Beratungssequenz von uns eScouts, in der wir gemeinsam mit Frau Hansen, Dozentin fĂŒr Japanische Sprache am OAW-Institut der RUB, zwei grundlegende Fragen zur Gestaltung der PrĂ€senzphase thematisieren.
Zwei grundlegende Fragen zur PrÀsenzphase (Annette Hansen, eScouts)
InteraktivitĂ€t In-class (JĂŒrgen Handke)
Das Aktive Plenum (Christian Spannagel)
Umgang mit GroĂgruppen (Christian Spannagel)
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Was bringt es schlieĂlich, eine klassische Vorlesung gemÀà des ICM umzuwandeln? Welchen Mehrwert hat dies fĂŒr die Lehre allgemein und fĂŒr die Studierenden sowie die Lehrenden ganz konkret? Welche Herausforderungen sind auf dem Weg dahin zu meistern?
In den untenstehenden Videos und Artikeln werden die groĂen Chancen dargelegt, die das ICM fĂŒr die Hochschullehre bietet und welche positiven Effekte durch die Umsetzung von gut geplanten IC-Szenarien zu erwarten sind. Genauso wird aber - sowohl aus der Sicht der Lehrenden als auch aus der Sicht der Studierenden - auf die Herausforderungen eingegangen, die mit der Planung und Umsetzung eines IC-Szenarios einhergehen.
AuĂerdem finden Sie unten eine PrĂ€sentation zu den Evaluationsergebnissen der LV "Japanisch Grundstufe I - Grammatik", die von Frau Annette Hansen im WS15/16 im IC-Format unterrichtet und von unserem eScouts-Team evaluiert wurde. Die Evaluationsergebnisse dienen zur ersten EinschĂ€tzung der Lerneffekte einer Lehrveranstaltung im IC-Format und geben Einblicke in die studentische Sicht auf das Konzept.
Herausforderungen und Chancen von eLearning aus Lehrendensicht (Jörn Loviscach)
Das ICM aus studentischer Sicht (FH St. Pölten)
Evaluationsergebnisse zur LV "Japanische Grammatik" als IC (Annette Hansen)
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Wenn Sie sich ĂŒber das obenstehende Angebot hinaus noch eingehender mit dem ICM beschĂ€ftigen möchten, finden Sie unten nicht nur kompakte Darstellungen der wichtigsten Informationen zum Konzept, sondern auch Verweise auf weiterfĂŒhrende Literatur und andere Online-Angebote rund ums Thema.
ICM-Tagung "Inverted Classroom and beyond 2016" (FH St.Pölten)
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Nun haben Sie gesehen, wie sich das ICM im Hochschulkontext allgemein gestalten lĂ€sst - doch wie steht's mit konkreten IC-Szenarien an der RUB?Â
In nahezu jedem Fachbereich kann man - bisher vor allem auf Seminar-Ebene - Lehrmethoden finden, die dem ICM von der Grundidee her sehr nahekommen. So ist es in den Geisteswissenschaften ĂŒblich, dass die Studierenden dazu angehalten werden, ausgewĂ€hlte Literatur im Vorfeld eines Seminars zu lesen, um die PrĂ€senzzeit fĂŒr die intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten zu nutzen. Wieso also nicht auf dieser bewĂ€hrten Methode aufbauen und die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung sowie die Erkenntnisse der modernen Didaktik nutzen, um diesen Ansatz auch auf klassische Vorlesungen zu ĂŒbertragen und das Lehren und Lernen an der RUB noch innovativer und effektiver zu gestalten?
Wir eScouts vom RUBeL-Team haben uns genau das zum Ziel gesetzt - gemeinsam mit interessierten Lehrenden neue digitale Lehrkonzepte zu erproben, zu unterstĂŒtzen und zu etablieren. Dabei kann auf bereits geplanten Konzepten aufgebaut, aber auch gemeinsam ein ganz neues Projekt initiiert werden.Â
Workshop zum ICM im Rahmen der Tagung Digitalisierung in Lehre und Studium an der RUB
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Im Rahmen der RUB-internen Tagung Digitalisierung in Lehre und Studium am 15. November 2016 bot der Workshop ICM Raum fĂŒr einen regen Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen interessierten Lehrenden und Studierenden. Gemeinsam sind wir den Fragen nachgegangen, ob und wenn ja, inwiefern und unter welchen Bedingungen das Konzept die QualitĂ€t der Lehre an der RUB verbessern kann.Â
FĂŒr alle, die den Workshop nochmal revue passieren lassen möchten oder an dem Tag nicht dabei sein konnten, haben wir die zentralen Aussagen und gewonnenen Erkenntnisse nachfolgend dokumentiert.Â
Herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle den Referentinnen Annette Hansen und Prof. Nikol Rummel fĂŒr den wertvollen Input sowie den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern fĂŒr die anregenden Diskussionen und Arbeitsergebnisse!