Lektionen
In diesen Lektionen werden Sie in die historischen Aspekte zur Deutung des Todes Jesu eingeführt. Nach jeder Lektion finden sich drei bis vier Repetitionsfragen. Sie können zwischen den inhaltlichen Abschnitten wechseln und pausieren. Ihre Ergebnisse werden gesichert und Sie können zu einem späteren Zeitpunkt weiter arbeiten. Bitte beachten Sie: Wenn Sie die Repetitionsfragen beginnen, können Sie zwischen den Fragen und Inhalten nicht mehr wechseln.
Inhalt dieses Lektionenpaketes:
- Die Gemeinsamkeiten zwischen den Quellen
- Die Unterschiede in der Darstellung der Passion Jesu
- Die Passung zum rechtshistorischen Rahmen
- Die Jüdische Beteiligung
Am Ende stehen Repetitionsfragen zum gesamten Modul.
Repetitionsfragen zum Gesamtmodul:
- Worin liegt die theologische Brisanz der historischen Rückfrage?
- Worin unterscheiden sich die Darstellungen am stärksten?
- Warum ist der Vorwurf einer jüdischen Kollektivschuld infam?
Lektion 4 - Die jüdische Beteiligung
Die jüdische Beteiligung wurde früher so diskutiert, dass hier die moralische Schuld zu suchen wäre. Heute wird der Prozess Jesu wesentlich anders rekonstruiert. Die Unterschiede der Evangelien sind gravierend. Jede historisch-kritische Rekonstruktion ist eine Hypothese.
- Der markinischen und matthäischen Szene eines Synhedrialprozesses mit Todesurteil stehen erhebliche rechtliche Bedenken gegenüber. Die Quellen des mischnischen Prozessrechts, aus das zur Zeit Jesu geltende sadduzäische Recht nur äußerst schwer zu rekonstruieren ist, sind zwar deutlich jünger als das Neue Testament. Legt man sie aber dennoch zugrunde, hätte es keine Verurteilung aufgrund eines (angeblichen) Geständnisses, sondern nur aufgrund übereinstimmender glaubwürdiger Zeugenaussagen geben dürfen, kein Todesurteil, ohne es eine Nacht zu überschlafen und keine Vollstreckung am Tag der Verurteilung; keine Verhandlung während der Nacht.
- Die lukanische Variante stößt sich nicht mit den prozessuralen Regeln, setzt aber immer noch eine Synhedrialversammlung voraus; das könnte sich überlieferungsgeschichtlich aus dem aus Einfluss der markinischen Quelle erklären. Am plausibelsten ist die johanneische Überlieferung, dass unter der Ägide des Hannas und Kaiphas eine kleine Gruppe von Synhedristen den Pilatusprozess vorbereitet hat.
- Im jüdischen Verfahren spielte nach allen Berichten der Messiasanspruch Jesu die entscheidende Rolle. Die synoptische Tradition nennt auch Jesu Tempelkritik, die johanneische seine Jünger und seine Lehre (Joh 18,19). Nicht jeder Messiasanspruch wäre Grund für eine Verfolgung und Auslieferung zur Tötung gewesen. Aber Jesus verkündet Gottes Herrschaft so, dass die Frage virulent wird, wie die Gottessohnschaft des Messias sich zur Einzigkeit Gottes verhält. Das haben die Evangelien auf unterschiedliche Weise stark akzentuiert. Nach Joh 11,45-53, ob die Szene eine historische Imagination ist oder nicht, war machtpolitisches Kalkül im Spiel. Beides passt gut zur Anklage vor Pilatus als „König der Juden“.