Die Orthodoxie bietet durch ihr Festhalten an der „wahren Erkenntnis“ heutzutage eine Chance, wo vieles unklar bleibt durch die säkularisierte Welt. Solch ein Festhalten kann als etwas Beständiges angesehen werden, was für viele Menschen hilfreich sein kann. Gleichzeitig liegt gerade in diesem Festhalten auch ihre Schwäche. Liturgien, die schon lange Bestand haben, sind eher schwer umzuändern: „Das war schon immer so!“ So verstehen viele nicht mehr, warum oder was in einer Liturgie gesagt oder gesungen wird.
Doch gerade dies wird heute durch eine Veränderung von Gottesdiensten als Andere Gottesdienste, Eventgottesdienste, usw. zum Thema gemacht. Sie versuchen das alte Aufzubrechen und genau darin liegt die Stärke der heutigen gelebten Gemeinden und der heutigen Theologie. So bleibt dem lutherischen „alle sollen verstehen, was in einem Gottesdienst geschieht“ Rechnung getragen, während man nicht an Altem festhält, sondern durch etwas neues ersetzt.
Gleichzeitig stellt sich heutzutage in der Theologie auch gerade dieses Verändern als problematisch dar. Denn auch wenn heute die evangelische Theologie nicht mehr geltend macht, die wahre Erkenntnis zu besitzen, so sind doch auch in der Theologie Veränderungen schwierig, auch wenn über die Jahrhunderte hinweg gesehen viele neue Ergebnisse in die Theologie Einzug gehalten haben. Durch weitere Forschungen an und mit dem Text, aber auch weiteren Quellen sind diese Ergebnisse erzielt worden. Dennoch brauchen diese viel Zeit und müssen auch stark vertreten werden, wenn sie in der Theologie Einzug finden sollen (z.B. feministische Theologie). Ann vielen Stellen kommt es dort auch im Umfeld von Universitäten zu Widerstand. Daher bleibt meiner Meinung nach die Frage, ob die heutige Theologie trotz all ihrer Forschungen und Erkenntnisse sich nicht trotzdem noch etwas Orthodoxie erhalten hat.