Gefährliche Auslegung

Gefährliche Auslegung

von Mattis Marschner -
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Die religiöse Aufladung der Befreiungskriege und der eng folgende Nationalprotestantismus zeigen eine spannungsvolle Verbindung von Glauben und nationalistischen Zielen, welche im Konflikt  zu biblischen Prinzipien stehen. Die Bibel betont die Notwendigkeit im Gehorsam gegenüber staatlicher Autorität (Römer 13,1-2: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat…“), trotzdem macht sie deutlich, dass Gehorsam gegenüber Gott Vorrang hat (Apostelgeschichte 5,29: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen…“). Die Befreiungskriege als „heiliger Krieg“ darzustellen, stellt sich gegen Luthers Warnung der Instrumentalisierung des Glaubens für Menschliche Gier.  Jesus lehrte, dass das Reich Gottes „… nicht von dieser Welt..“ist ( Johannes 18,36). Zudem sind seine Nachfolger aufgefordert nicht mit der Klinge zu kämpfen ( Matthäus 26,52). Den Krieg durch die religiöse Gründe zu legitimieren, aus nationalen/persönlichen Interessen, steht im Widerspruch mit der Bibel. Der Tod diente als Stilmittel für das „heilige Opfer“ während der Befreiungskriegen. Reflektierend auf die Bibel könnte dies im Konflikt mit Jesus als das „vollkommende Opfer“ stehen. Ein menschlicher Tod für nationale Ziele dürfte nicht mit dem Opfer Christi gleichgesetzt werden, den Rettung und Heil kommen durch ihn allein ( Hebräer 10,10). Die Vermischung von Nationalismus und Glaube auf diese Weise mag kurzfristig eine Einheit schaffen, doch Glauben zu politisieren ist gefährlich. Die Botschaft der Bibel von Versöhnung und Liebe wird dadurch entfremdet, als wie sie in 2.Korinther 5,18 beschrieben wird:“ Alles aber ist von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus.“ Die fragile Position der Befreiungskriege vermischten Glaube und Nationalismus, zu dem Nachteil der Trennung zwischen geistlich und weltlich. Luthers Position, dass nur Verteidigungskriege erlaubt sein lässt sich auch in der Bibel finden und begründen, zum Beispiel: Exodus 22,2-3 „Wenn ein Dieb beim Einbruch ertappt und erschlagen wird, trifft den, der ihn erschlagen hat, keine Blutschuld“. Oder Psalm 144,1-2 „Gelobt sei der Herr, mein Fels der meine Hände den Kampf lehrt und meine Finger den Krieg! Er ist meine Güte und meine Burg, meine Festung und mein Erretter.“ Das Verweigerungsrecht, welches Luther den Menschen gibt, lässt sich auch biblisch begründen (Daniel 3,16-18: „ Die Freunde Daniels verweigern den Gehorsam gegenüber dem König, als dieser sie zwingt, ein goldenes Bild anzubeten: „ Unser Gott, dem wir dienen, kann uns erretten… Aber auch wenn nicht, sollst du wissen, König, dass wir deinen Göttern nicht dienen.“).