Befreiungskriege und Nationalprotestantismus

Befreiungskriege und Nationalprotestantismus

von Rachel Sonuga -
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Bei der Bewertung der religiösen Aufladung der Befreiungskriege und des Nationalprotestantismus ist eine Berücksichtigung mehrerer Aspekte erforderlich.

In Bezugnahme auf das Lutherzitat ist festzuhalten, dass auch einem Soldat im aktiven Kriegsdienst der Glaube aufgrund ihrer Werke nicht abgesprochen werden darf. 

Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass Soldaten, die ihr Leben für die Gemeinschaft aufs Spiel setzen, durch die Vorstellung, sie täten dies für Gott, oder sie seien in diesem Dienst besonders von Gott gesegnet, oder Gott wolle diese Schlacht, ihren Dienst möglicherweise etwas leichter verrichten konnten, oder in dieser Vorstellung Trost oder gar Mut fanden.

Dennoch muss jegliche religiöse Aufladung von Krieg und politischen Angelegenheiten entschieden abgelehnt werden.

Selbstverständlich kann anhand der erwähnten Bibelstelle (Mt 10, Folie 18) eine Predigt gehalten werden, welche den Krieg befürwortet. Eine Predigt, welche sich gegen den Krieg ausspricht, könnte auf Basis von Mt 5,39 gehalten werden. Mein Punkt ist, dass die Berufung auf einen einzigen Bibelvers in der Regel nicht als Grundlage für eine umfassende Ethik dienen kann. Nach meiner Einschätzung weist die Schrift in ihrer Gesamtheit auf den Frieden und nicht auf den Krieg hin.

Des Weiteren ist die Veränderung von Bibelstellen, wie im vorliegenden Beispiel mit dem aaronitischen Segen, entschieden abzulehnen (vgl.auch 2 Tim 3,14–17), auch wenn dies möglicherweise gut gemeint war. Obwohl über Übersetzungen und Auslegungen diskutiert werden kann, besteht Konsens darüber, dass der Schrift weder etwas hinzugefügt noch weggestrichen werden darf. Aussagen darüber, was Gott in einem sehr konkreten Fall will oder nicht will, sind aus systematisch-theologischer Perspektive kritisch zu betrachten. Inwiefern sind solche Aussagen überhaupt zulässig?

In diesem Zusammenhang stellt sich mir auch die Frage, ob die Vorstellung eines von Gott gewollten Krieges nicht auch dazu genutzt und gefördert wurde, um bei der Bevölkerung und insbesondere den Soldaten den Zweifel an der Rechtmäßigkeit und dem Nutzen des Krieges zu unterdrücken und sie zum Krieg anzustacheln.