Pietismus, Lutherische und Reformierte Orthodoxie

Re: Pietismus, Lutherische und Reformierte Orthodoxie

de Thea Jansen -
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Ich würde meiner Kommilitonin zustimmen, finde aber als Zusatz noch das verschiedene Verständnis der praxisorientierten Theologie erwähnenswert.

Speners Kritik an der Orthodoxie und teilweise auch an der reformierten Tradition bezog sich auf eine Theologie, die sich zu sehr in theologische Debatten und dogmatische Streitfragen vertiefte und sich dementsprechend nicht so viel um die praktischen Auswirkungen des persönlichen Glaubens gekümmert hat.
Anspruch war jedoch, dass Theologen ihre Glaubensinhalte nicht nur lehren sondern auch vorleben sollte, also konträr stehend zur Orthodoxie in der zwar auch hohe moralische Ansprüche auf den Amtsträgern lagen, diese wurden aber nicht als zwingend für die Wirksamkeit der Lehre betrachtet.
Grade dieses Verständnis von Moral und moralisch einwandfreiem Leben findet sich aber sowohl im Pietismus als auch in der reformierten Theologie. Dies zwar mit unterschiedlichen Schwerpunkten aber es ging dennoch um Moral. In der Orthodoxie sah man die Moral vor allem als Einhalten kirchlicher Regeln und weniger als Ausdruck von innerer und lebendiger Frömmigkeit, die reformierte Theologie forderte dazu ein Tugendhaftes Leben zu führen und der Pietismus ging noch weiter und wollte persönliche so wie gemeinschaftliche Heilung erreichen.

Speners pietistisches Programm hat sich also deutlich von der Orthodoxie abgegrenzt indem es die persönliche Frömmigkeit und die Praxis des Glaubns über die dogmatischen Strenge gestellt hat. Die Forderung an den Lebenswandel zeigt zudem Speners tiefen Glauben an eine Theologie, die nicht nur gelehrt, sondern vorgelebt wird, und unterstreicht seine Absicht, Kirche von innen heraus zu reformieren.