Orthodoxie

Orthodoxie

von Rachel Sonuga -
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Ich denke, die größte Veränderung der protestantischen  Theologie seit der Reformationszeit ist der Aufbau eigener in sich schlüssiger   Lehrsysteme und Dogmatiken. Es ging um die Schärfung des eigenen theologischen Profils in Abgrenzung zum Katholizismus einerseits, aber auch anderen Konfessionen, die im Zuge der Reformation entstanden waren. Besonders spannend an dem Zitat von Matthias finde ich den Gedanken, dass mit der „wahren“ Erkenntnis und dem „wahren“ Bekenntnis Gott in Wort und Tat verehrt wird, also Verehrung nicht als frommes Gefühl, sondern als Erkenntnis. (Und in diesem Zusammenhang kann auch die Frage gestellt werden, ob die Art und Weise der Kommunikation des Evangeliums gerade in den sozialen Medien von einigen  besonders reichweitenstarken Einflussnehmer*innen nicht auch eine Form der Neo-Orthodoxie darstellt.)

Die größte Chance der Orthodoxie ist meiner Auffassung nach die systematische  Reflexion der eigenen Überzeugungen, anhand der Bibel und Bekenntnisse, aber auch in Abgrenzung zu anderen Konfessionen.

An Grenzen stößt Orthodoxie meiner Meinung nach in der Auffassung, ein für immer gültiges, heilssicheres Lehrgebäude aufbauen zu können. Es entspricht gerade nicht dem glücklichen Menschen, von dem in Psalm 1 die Rede ist, der Tag und Nacht über Gottes Wort nachdenkt. Die Beständigkeit dieses Nachdenkens impliziert ja schon, dass sich die Erkenntnis auch verändern kann, sonst würde ein Nachdenken Tag und Nacht wenig Sinn ergeben.