Das Selbstverständnis der evangelischen Theologie hat sich seit der Reformationszeit dahingehend verändert, dass sehr viel Wert auf die Abgrenzung zu anderen Konfessionen – aus Sicht der lutherischen Orthodoxie insbesondere zum Katholizismus und Calvinismus - gelegt wurde. Wie auch von Markus Matthias betont, sah sich die Orthodoxie als wahre Erkenntnis an, sie konzentrierte sich auf die reine Lehre und eine systematisch konzeptionierte Dogmatik.
Dies kann auch als Rückfall in den Katholizismus gewertet werden, da diese starren, dogmatischen Systeme eigentlich Luthers Bestreben, welches in der Korrelation der Lehre und dem Glaubensleben der Gemeinde durch die Predigt lag, nicht nachgeht.
Die Chancen orthodoxer Theolgie sind, meiner Meinung nach, die Sicherung von Tradition und der starken Gemeinschaft innerhalb einzelner Meinungen, die eben oft durch Abgrenzung von anderen gestärkt wird. Außerdem können Vorteile durchaus auch in der klaren Ausarbeitung von Ordnungen und Richtlinien, die die Kirche vorgibt, liegen.
Grenzen hat die orthodoxe Theologie in der Theorie in dem fehlenden Bezug zur Praxis, wobei man auch erwähnen muss, dass es durchaus im Rahmen der Orthodxie seelsorgerliche Texte gab, die jedoch keinen Eingang in die Wissenschaft gefunden haben. Auch die strukturelle Ausgrenzung anderer Konfessionen und vor allem religiöser Minderheiten muss kritisch betrachtet werden.