Langes 18. Jahrhundert
Prof. Dr. Stephanie Marchal
Di. 14-16, GA 6/62, Beginn: 21.10.
Während Ihnen die Rede vom „langen 19. Jahrhundert“ (Eric Hobsbawm) vertraut sein dürfte und die Länge sich
möglicherweise in einer Vielzahl von Ereignissen, Künstler:innen und Werke, die umgehend in Ihrem Kopf
auftauchen, zu bestätigen scheint, sieht es mit dem in unserem Fach immer etwas randständiger behandelten
18. Jahrhundert anders aus. Welche über die Französische Revolution hinausgehenden Ereignisse, welche
Künstler:innen und Werke fallen Ihnen hier spontan ein? Das Seminar versteht sich als Einführung in das, was
gemeinhin als ‚Moderne‘ bezeichnet wird, und nimmt dabei den Zeitraum vom Ende des 17. Jahrhunderts bis
um 1800 in den Blick. Was bedeutet es für die Bildkünste, wenn Gott in Frage gestellt, Freiheit und Gleichheit für
alle Menschen gefordert, Nationen gegründet, neue Formen von Öffentlichkeit und im Zuge dessen Kritik im
emphatischen Sinne entwickelt, Wissen und Wissenschaften ausdifferenziert, Sammlungen für bürgerliche
Rezipienten geöffnet werden? Was bedeutet es für die Bildkünste, wenn vormoderne soziale Kohäsionskräfte
nicht mehr tragen, die Geschlechterdichotomien sich verhärten, Expertokratie an die Stelle von
Universalgelehrtentum tritt, Entfremdungserleben und die Klage über vorherrschendes utilitaristisches Denken
sich als Topoi herauskristallisieren und die Aufklärung selbst bereits ihre eigene Dialektik reflektiert? Was
bedeutet dies sozial- und institutionsgeschichtlich, aber auch produktions- und rezeptionsästhetisch für die
Künste? Ziel des Seminars ist es, diesen Fragen länderübergreifend in Fallbeispielen, anhand ausgesuchter
Kunstwerke sowie mit Blick auf die sich verändernde Kunsthistoriographie, nachzugehen.
Voraussetzungen für die Vergabe von Kreditpunkten:
Regelmäßige Teilnahme, Lesen der bereitgestellten Lektüre, die Übernahme eines Sitzungsprotokolls sowie eines
Referats, eine schriftliche Hausarbeit
Hilfskraft: Michelle.Kubitza@rub.de