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Gemeinschaften werden als „undarstellbar“ (Nancy) und „fiktiv“ beschrieben. Als „lebendige Organismen“ (Tönnies) sind sie immer wieder auf Imaginationen, Metaphern und Bilder angewiesen, um soziale Einheit stiften zu können. Die Vorlesung ist als Einführung in die Bildkünste der Frühen Neuzeit angelegt und stellt Bilder und Kunstwerke vor, über die Gemeinschaften vergegenwärtigt werden. Neben Darstellungen, die den Vorstellungen der Gemeinschaft als Körper (Aristoteles/Paulus) entsprechen, werden Figuren der Gründung und des Opfers vorgestellt, Personifikationen des Gemeinwesens, oder gemeinschaftsbildender politischer Lebewesen (zoon politikon), des Staatskörpers (body politic), des Widerstands und der Gerechtigkeit, aber auch der Korporationen (Familie, Orden, Stände), oder Orte (civitas, oikos), in denen Konzepte wie die Staatsräson, Person, Amt, Korporation, Eigentum oder Gesetzgebung bildlich verhandelt werden. Exemplarisch sollen die damit zusammenhängenden Bildtraditionen der Staatsmetaphern, Architekturbildern, oder Gruppenporträts diskutiert werden. Mit Blick auf Ansätze der gender studies, und Missions- und Kolonialgeschichte wird besonders die Hegemonialität und das Recht (im Bild) „zu erscheinen“ zur Ausgangsfrage genommen. Was sind, so wird gefragt, die  “legitimen Fiktionen“ (Montaigne) des Politischen, die eine Gemeinschaft zum Teil bis heute visuell begründen? 


Literaturhinweise (Auswahl):

  • Bilder und Gemeinschaften. Studien zur Konvergenz von Politik und Ästhetik in Kunst, Literatur und Theorie, hg. von Beate Fricke u.a. München 2011.
  • A Book of the Body Politic. Connecting Biology, Politics and Social Theory, hg. von Bruno Latour u.a., Fondazione Cini, Venedig 2020.
  • Boucheron, Patrick, Gebannte Angst. Siena 1338 — Essay über die politische Kraft der Bilder, Berlin/Schmalkalden 2017.
  • Didi-Huberman, Georges, Die Namenlosen zwischen Licht und Schatten. Das Auge der Geschichte IV, Paderborn 2017.
  • Bredekamp, Horst, Thomas Hobbes visuelle Strategien. Der Leviathan: Urbild des modernen Staates; Werkillustrationen und Porträts, Berlin 1999.
  • Esposito, Roberto, Communitas: Ursprung und Wege der Gemeinschaft, Zürich 2004.
  • Jensen Adams, Ann, Public Faces and Private Identities in Seventeenth-Century Holland. Portraiture and the Production of Community, Cambridge 2009.
  • Lüdemann, Susanne, Metaphern der Gesellschaft. Studien zum soziologischen und politischen Imaginären, Wilhelm Fink Verlag, München 2004.
  • Manow, Philip, Politische Ursprungsphantasien. Der Leviathan und sein Erbe, Konstanz 2011.
  • Nancy, Jean-Luc, Die undarstellbare Gemeinschaft, Stuttgart 1988.
  • Riegl, Alois, Das Holländische Gruppenporträt, Wien 1902.
  • Rubin, Patricia, Images and Identity, New Haven/London 2007.


Semester: WiSe 2024/25
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