In den letzten Jahrzehnten hat sich die religiöse Weltkarte durch die pfingstlich-charismatischen Kirchen deutlich verändert. Vor allem auf den außereuropäischen Kontinenten Asiens, Afrikas und Amerikas haben diese Kirchen großen Erfolg. Es ist noch nicht allzu lange her, dass von ihnen und ihrer körperlichen Erfahrungs- und Geisttheologie an deutschen Universitäten geschwiegen wurde. Doch glücklicherweise hat sich das in der letzten Dekade deutlich verändert. Dennoch, so mein Eindruck, beschäftigt sich deutsche Theologie vor allem aus der Perspektive ihrer eigenen Tradition mit dem Phänomen des Pentekostalismus. Ich plädiere hingegen dafür, in einen wissenschaftlichen Austausch mit den Pfingsttheologen*innen weltweit zu treten. Dabei geht es darum, nicht über die pentekostalen Theologien zu urteilen, sondern vielmehr darum, sich mit ihren Vertretern*innen im ökumenischen Geist theologisch zu verständigen. Voraussetzung dafür ist es m. E., sich selbstkritisch der eigenen theologischen Identität, insbesondere der dogmatisch-begrifflichen Tradition, immer wieder bewusst zu werden.
Mit diesem Anliegen möchte ich im Seminar zunächst ins Thema der Pentekostalismusforschung einführen. Vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen skizziere ich am Beispiel Perus historische Aspekte der Entstehung und Entwicklung des Pentekostalismus im Spannungsfeld von Gesellschaft, Politik und Pietät. Schwerpunkt des Seminars liegt im Anschluss auf der pentekostalen Frömmigkeit- und Ritualpraxis. Die Reflexion pentekostaler Glaubenserfahrung ist insofern bedeutsam, als dass sie Ausgang Pentekostaler Theologie(n) ist. Dabei spielt das körperlich-sinnliche Erleben eine entscheidende Rolle, das es gilt aus religionsästhetischer Perspektive wahr- und ernstzunehmen. Das Seminar bietet insofern die Möglichkeit, die Begriffe von Körperwissen, Wissen und Verstehen neu zu bedenken.
Schlüsselbegriffe: liturgische Gemeinschaft, (Zungen-)Gebet, Lobpreis/Tanz, Heilung/Wunder, Körper/ Sprache, Erfahrung.
Die Bereitschaft, englische Texte zu lesen, setze ich voraus. Spanischkenntnisse sind erwünscht. Ebenso erwarte ich von jedem/r TN die Übernahme eines Kurzreferats, das u.a. als Grundlage für eine Prüfungsleistung dienen kann.- Kursleiter/in: Ulrike Sallandt