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Wasser ist das Gegenteil von Architektur – und aus eben diesem Grund brachte die Frühe Neuzeit die beiden Materialien gestalterisch zusammen: „Eine Barock-Villa ohne Wasser ist kaum denkbar. Das Wasser ist das Lieblingselement des Jahrhunderts“, beobachtete Heinrich Wölfflin in seinem Grundlagenwerk „Renaissance und Barock“ (1888. Es war gerade die flüssige Konsistenz, die Bewegtheit und Transparenz sowie die Fähigkeit zur Spiegelung, die das Medium Wasser für Künstler und Architekten interessant machte. Sie profitierten dabei von einem immer größer werdenden technischen Wissen, das die physikalischen Kräfte und Eigenschaften des Wassers untersuchte, vor allem aber mit diesen experimentierte: Insbesondere die Möglichkeiten des künstlich erzeugten Druck des Wassers durch hydraulische Maschinen brachten eine eigene Gattung von Wasserkünsten hervor, die sich im 16. und 17. Jahrhundert beständig weiterentwickelten. Solche Wassermaschinen involvierten Betrachterinnen und Betrachter, indem diese durch eigene Bewegungen Wasserstrahlen auslösten. 

Die Ausrichtung auf eine Rezeption bedeutete eine Theatralisierung, die das Wasser in der Renaissance und im Barock zu einem der stärksten künstlerischen Medien machte. Es zeigte sich vor allem in drei baulichen Kontexten: 1. bei Brunnen innerhalb der Städte, 2. bei Grotten in Villen, Palästen und Schlossanlagen, 3. vor allem in dem sich entwickelnden architektonischen Garten. Der Garten variierte nicht nur die beiden ersteren Objekte, sondern dort entstanden zahlreiche neue Formationen wie die von Skulpturen besetzten Bassins, ganze Wasserstraßen, hoch aufschießende Fontänen, aus Pflanzen gebaute „Wassertheater“ sowie Wasserparterres, in denen sich die Gebäude absichtsvoll spiegelten. Nicht von ungefähr beschrieb Dézallier d’Argenville in seinem Gartentraktat (1709/31) die Wasserkünste als das eigentliche Medium des Gartens: „Die Spring=Brunnen und Wasser sind gleichsam die Seele der Gärten und ihre vornehmste Zierde“.

Das Seminar nimmt sich anhand der drei baulichen Gruppen – Brunnen, Grotten und Gärten – systematisch diejenigen Objekte vor, bei denen mit Wasser künstlerisch gearbeitet wurde. Dabei geht es sowohl um die konkreten baulichen Anlagen als auch um die gestalterischen Formationen, in die das Wasser gebracht wurde. Einbezogen werden die Mythologie und unterschiedliche symbolische Felder, auf die das Wasser anspielte. Ein weiterer Fokus liegt auf den verwendeten Materialien, die beispielsweise die Natur als Künstler (natura artifex) thematisierten. Das Grundseminar erschließt damit entscheidende künstlerische Bereiche der Frühen Neuzeit.

Semester: WiSe 2024/25
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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