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Ziel des Seminars ist es, etablierte kunsttheoretische Grundbegriffe, Denk- und Beschreibungsfiguren an ausgewählten Beispielen auf ihre Entstehung, Genese und semantischen Dimensionen hin zu untersuchen, um für die Beweglichkeit und Inkonsistenz des vermeintlich griffig anmutenden Analyseinstrumentariums zu sensibilisieren. Was wird beispielsweise unter der zeitenübergreifenden, in französischen Akademiekatalogen ebenso wie in der Kunstkritik eines Clement Greenberg zu findenden Rede von der ‚Ökonomie' oder der ‚Totalität' eines Werkes, was unter dessen ‚(innerer) Notwendigkeit' oder seiner Bezeichnung als ‚Symbol' verstanden? Was ist je gemeint, wenn Kunstwerke als ‚objektiv' oder als ‚einheitlich' beschrieben und darunter - etwa im Falle von Carl Einstein, Meier-Graefe und Greenberg - so unterschiedliche Gestaltfindungen wie kubistische Arbeiten Georges Braques', die Malerei eines Hans von Marées oder eines Jackson Pollock subsumiert werden? Wie verschiebbar und vom jeweiligen Objekt und dessen tatsächlicher Werkstruktur lösbar sind kunstkritische Beschreibungstopoi und Narrative? Inwieweit sind sie (zeitenübergreifend) zur Vermittlung einer Vorstellung von einer konkreten Gestaltidee fähig bzw. inwiefern sind Begrifflichkeiten, obgleich auf den ersten Blick universell anmutend, doch nur im jeweiligen Zeitkontext und situativ verständlich? Inwiefern sind sie projektiv und / oder verbindlich deskriptiv? Welche Tragfähigkeit, historische Bedingtheit und Evidenz hat unser kunsttheoretisches Beschreibungs- und Urteilsvokabular? Und inwiefern lassen aktuelle kunsttheoretische Aussagen und Wertungen in ihrer Begrifflichkeit auch Momente dessen aufscheinen, "was in früheren Theorien oder Praxisanweisungen als ästhetische Norm gegolten hat". Es scheint lohnend, dieser anregenden Frage Lorenz Dittmanns' zu folgen, und die Moderne spezifische, sog. ‚Ästhetik von unten' mit den Proportions-Ästhetiken vergangener Jahrhunderte abzugleichen. In modernen Beschreibungen häufig anzutreffende "Bestimmungen wie ‚Einheit', ‚Integration' oder ‚Ebenmaß in der Verteilung der Wirkungen' oder ‚Reichtum formaler Beziehungen' sind nicht allzu fern den Definitionen, die Alberti um die Mitte des 15. Jahrhunderts in seinen Zehn Büchern über die Baukunst formuliert hatte", gibt Dittmann zu bedenken. Die Reflexion von zeitenübergreifend inflationär gebrauchten, jedoch selten in ihren spezifischen Verwendungsweisen untersuchten Begriffen und Konzepten (wie z.B. ‚Wahrheit', ‚Sensation', ‚Erlebnis' oder ‚Ruhe') erlaubt zugleich, über die (methodischen) Entwicklungen unseres Faches und aktuelle Debatten der Kunstwissenschaft nachzudenken.

Semester: WiSe 2024/25
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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