Als Vysockij 1980 starb, gab es in der sowjetischen Presse kaum einen Hinweis auf seinen Tod. Man wollte während der Olympiade in Moskau kein Aufsehen erregen und einen Mann ehren, dessen Lieder wie die seines großen Vorbilds, Bulat Okudžava, über Jahrzehnte zu den gefürchtetsten Texten der systemkritischen informellen Kultur in der Sowjetunion gehört hatten. Dennoch folgten Tausende Vysockijs Sarg und gaben dem Schauspieler und Sänger auf dem Vagan’kov-Friedhof in Moskau die letzte Ehre. Bis heute hat sich an der Popularität Vysockijs und Okudžavas kaum etwas geändert. Ihre Lieder sind fester Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses Russlands und haben ganze Generationen russischer Musiker und Lyriker nicht weniger geprägt als die Beatles.
Wir werden im Seminar den Versuch unternehmen, uns Okudžava und Vysockij vor allem über die Analyse ihrer Lieder und Texte zu nähern. Dabei wird es auch immer wieder um die kulturgeschichtlichen, technischen und gesellschaftspolitischen Bedingungen ihrer Kunst gehen, die immer nur am Rande der Illegalität existieren konnte. Ein weiterer Schwerpunkt des Seminars ist die Wirkung der Gitarrenlyrik auf die russische Rockpoesie der 80er Jahre. Literatur und Tonmaterial werden zu Beginn des Semesters bereitgestellt.- Kursleiter/in: Maria Brauckhoff