Queere Archive kritisieren durch ihre bloße Existenz normative Praktiken des Sammelns und Verbreitens von Aufzeichnungen und stellen eine Intervention gegen eine bestimmte Form der Geschichtsschreibung dar. Durch die Schaffung fragmentarischer, idiosynkratischer und flüchtiger Archive werden unter anderem Methoden bzw. Aspekte des Archivierens in den Vordergrund gerückt, die performative Handlungen, Emotionen, Ephemera, Anspielungen, Gossip, klandestine Praktiken und Methoden umfassen, die sich auf kontraintuitive Gegenüberstellungen von Erzählungen und Materialien stützen und den traditionellen Begriff des Archivs ins Wanken bringen und gleichzeitig institutionelle Beschränkungen aufzeigen.

Im ersten Teil des Seminars sollen zentrale Texte der Queer Theory, die sich dem Archiv zuwenden (Cvetkovitch, Sedgwick, Muñoz, Halberstam, u.a.) mit Texten zusammen gelesen und diskutiert werden, die den Archivbegriff erweitern (Derrida, Mbembe, und Enwezor). In einem zweiten Teil werden wir dann gemeinsam Orte aufsuchen, die als Queere Archive verstanden werden können, um die theoretischen Interventionen auch in der praktischen Anwendung und der Methodik zu verstehen. Der dritte Teil des Seminars ist dann der eigenen Projektarbeit gewidmet, in der allein oder als Gruppe Fragen des Queeren Archivs aufgegriffen und ausprobiert werden.

Semester: SoSe 2024