Berufsfelder von ReligionswissenschafterInnen
(In-)Kompetenzen - Zugänge - Perspektiven
Tourismus
Table of contents
1. Geschichte des Tourismus [edit]
2. Ausbildungsmöglichkeiten [edit]
3. Berufsfeld: Reiseleiter [edit]
4. Beispiele für Religion im Tourismus [edit]
4.1. Religiöse Reisen
4.2. Religiöse Stätten
4.3. Feste
Geschichte des Tourismus [edit]
Der Tourismus zählt seit der Neuzeit zu einer der wichtigsten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Phänomene, dass die ganze Welt umfasst. Bereits in der Antike ging man auf Reisen, wie Wallfahrten zu Tempeln der Gottheiten. Das Reiseverhalten entwickelte sich mit dem Fernhandel und der Erkundung weiterer Länder stetig voran. Das Aufkommen von geregeltem Urlaub und Freizeit, entsprechendem Einkommen und den geeigneten Transportmitteln sowie Informationsmedien im 19. Jahrhundert, ermöglichte dem Massentourismus sich in der Wirtschaft zu etablieren.
Definition „Tourismus“
Tourismus ist ein Berufsfeld, das Reisen, dem zeitweisen Aufenthalt außerhalb des Wohnorts inklusive Hin-und Rückfahrt, unabhängig von Zielen und Zwecken der Reise, organisiert und inhaltlich ausgestaltet. Der Begriff des Tourismus ist sehr vielseitig und in der Forschung umstritten. Dennoch hat die Welttourismusorganisation (UNWTO) eine offizielle Definition des Phänomens formuliert, die hier als Orientierungspunkt dienen soll: Tourismus umfasst „die Aktivitäten von Personen, die Orte außerhalb ihrer üblichen Umwelt bereisen und sich dort nicht länger als ein Jahr auf einmal aufhalten, und zwar aus Freizeit- oder Geschäftsmotiven oder aus anderen Gründen, die nicht mit einer bezahlten Tätigkeit am besuchten Ort verbunden sind.“
Ausbildungsmöglichkeiten [edit]
Tourismus kann in Deutschland als Studiengang an der Universität belegt werden oder als Berufsausbildung absolviert werden. Als Berufsausbildung gibt es beispielsweise die Möglichkeit den Beruf des Reiseverkehrskaufmann/-frau als betriebliche Ausbildung zu erlernen. An der Universität oder an der Fachhochschule kann Tourismus als eigener Studiengang belegt werden. Der Studiengang ist sehr vielseitig und ermöglicht den Zugang für eine Vielfalt an Berufsmöglichkeiten. Themenschwerpunkte in einem Tourismus Studiengang sind in erster Linie BWL, Kulturwissenschaft, Geographie, etc.
Berufsfeld: Reiseleiter [edit]
Der Beruf des Reiseleiters ist nur einer von vielen Berufen, den man im touristischen Bereich ausüben kann. Der Reiseleiter in Deutschland ist keine geschützte Berufsbezeichnung und fordert daher keine spezifischen Berufszugangsvoraussetzungen. Dennoch stellen Arbeitgeber, wie Reisebüros, gewisse Anforderungen an die Bewerber, die für die Ausübung der Tätigkeit des Reiseleiters erforderlich sind. Hilfreich ist eine abgeschlossene Berufsausbildung im kaufmännischen Bereich oder ein Studium im Bereich Kulturwissenschaften, Geschichte, etc. Meist werden Weiterbildungen im Bereich Tourismus angeboten, mit denen man sich letztlich qualifizieren kann. In den Weiterbildungen erlernt man Kompetenzen wie Betreuung der Reisegäste, administrative Fähigkeiten, Koordination und Durchführung von Infostunden im Hotel, etc. Besonders für Religionswissenschaftler ist der Beruf des Reiseleiters im touristischen Bereich interessant, da die erworbenen fachlichen Kompetenzen, wie das Fachwissen über verschiedene Religionen als auch die analytischen Fähigkeiten, sinnvoll als Reiseleiter umgesetzt werden können.
Beispiele für Religion im Tourismus [edit]
Auf den ersten Blick haben Tourismus und Religion nicht viel miteinander zu tun. Bei dem Begriff Tourismus denkt man an etwas Oberflächliches, Religion hingegen, stellt etwas Ernstes, Tiefgründiges dar. Aus diesem Grund kam es wohl bisher zu keiner ernsthaften religionswissenschaftlichen Annäherung an das Themengebiet Tourismus. In diesem Bereich können sich aber durchaus Berufsperspektiven für Religionswissenschaftler ergeben
Religiöse Reisen
Wallfahrten stellen den Prototypen religiöser Reisen dar. Ein Beispiel für eine religiös verpflichtende Reise ist der islamische Haddsch nach Mekka. Für den modernen Tourismus stellen Pilgerfahrten ein lukratives Geschäft dar, denn durch die wachsende Mobilität in der Moderne, gibt es eine stetig steigende Anzahl von Menschen, die Wallfahrten unternehmen. Wallfahrtsorte gehören zu den beliebtesten Reisezielen, die auch von normalen Touristen besucht werden. Religiöse Interessen werden somit oft verstärkt. In der Regel werden Reiseleiter engagiert, die derselben Religion wie die Reisenden oder Pilger angehören. Die Tourismusbranche versucht verstärkt, die Angebote auf die Bedürfnisse religiöser Kunden abzustimmen. In diesem Bereich kann für den Religionswissenschaftler die Möglichkeit bestehen als Reiseleiter tätig zu sein, da er ein fundiertes Wissen über verschiedene Religionen besitzt. Er genießt den Vorteil, sich nicht, wie der Theologe, auf eine Religion spezialisieren zu müssen und kann somit für verschiedene religiöse Fahrten als Reiseleiter fungieren.
Religiöse Stätten
Das Thema Religion begegnet vielen Touristen schon in Form von Sehenswürdigkeiten, denn religiöse Bauwerke zählen zu den wichtigsten Tourismusmagneten (Kölner Dom, Notre Dame). Die touristische Nutzung von Bauwerken führt zu Problemen und Herausforderungen. Bauliche Eingriffe müssen vorgenommen werden und Kunstgegenstände gesichert und bewacht werden. Das Personal für die Verwaltung und Betreuung, die meistens von religiösen Organisationen gestellt werden, sind zwar religiös qualifiziert, aber nicht gleichzeitig im Tourismusmanagement geschult. Der Betrieb, die Verwaltung und Instandhaltung religiöser Sehenswürdigkeiten kann eine finanzielle Belastung darstellen. Um einen Teil der anfallenden Kosten zu decken, versuchen die Betreiber Einkünfte durch den Fremdenverkehr zu erzielen (Verkauf von Büchern, Souvenirs etc.) und auf externe Finanzierungsquellen zurückzugreifen. Des Weiteren wird auch um Spenden gebeten. Der Religionswissenschaftler hat hier die Möglichkeit in der Verwaltung un der Betreuung aktiv zu sein. Eine zusätzliche Ausbildung im Tourismusmanagement kann hier von Vorteil sein. Die Mitwirkung an Büchern und die Mitgestaltung von Souvenirs sind ebenfalls für den Religionswissenschaftler denkbar.
Feste
Eine weitere Form Religion zu begegnen sind Volksfeste. Bei einigen Festen ist der Großteil der Teilnehmer angereist (Osterfest in Rom).Somit kann nicht mehr auf die Tourismusbranche verzichtet werden. Die Teilnahme von solchen angereisten Touristen bedeutet oft eine Veränderung der Struktur von Festen, denn es besteht die Gefahr, dass religiöse Ereignisse zu einer Belustigung von “dummdreisten“ Touristen verkommen. Viele Teilnehmer hingegen sind stolz auf ihre Feste und stellen ihre Kultur und Religion gerne zur Schau und profitieren so auch von den Einkünften. Religionswissenschaftler können an der Koordination solcher Feste beteiligt sein und des Weiteren die Aufklärung von Touristen übernehmen.
Ausblick [edit]
Eine religionswissenschaftliche Annäherung an das Feld des Tourismus steht noch am Anfang, doch religionswissenschaftliche Kompetenzen sind im Tourismusbereich können auf Dauer gefragt sein. Als Arrangeur von Reisen, als Tourismusberater, als Reiseleiter können sich für Religionswissenschaftler interessante Berufsperspektiven ergeben, da der Religionswissenschaftler über ein breites Spektrum an religiösem Wissen verfügt und objektiver als ein Theologe die Sachverhalte den Reisenden näherbringen kann Fehlende Kompetenzen können durch Praktika bzw. Ausbildungen im Tourismusbereich ausgeglichen werden.
Literatur [edit]
Steinecke, Albrecht: Tourismus, Braunschweig 2011.
Mundt, Jörn: Tourismus, München 2006.
Stausberg, Michael: Tourismus, in: Michael Klöckler, Udo Tworuschka (Hgg.): Praktische Religionswissenschaft. Ein Handbuch für Studium und Beruf, Köln u.a. 2008, S. 189-206.
Weiterführende Internetseiten [edit]
http://www.bvgd.org/Mitglieder/AKTUELL/RatgeberGF.pdf (16.09.2014)