Kulturmanagement

Definition [edit]

Management ist ein Komplex von Steuerungsaufgaben, die bei der Leistungserstellung und –Sicherung in arbeitsteiligen Systemen erbracht werden mĂŒssen. Es ist eine universelle gesellschaftliche Funktion und nicht auf kommerzielle Unternehmensbereiche beschrĂ€nkt. Zum einen ist Management als Institution eine Gruppe von Personen mit „Anweisungsbefugnissen“ zum anderen ist Management als Funktion zu sehen. Bis heute gibt es kein einheitliches VerstĂ€ndnis, was konkret zu diesen Managementfunktionen gehört. (vgl. Hausmann 2011, S. 1 – 10). Ergo unterscheiden sich auch die StudienfakultĂ€ten und Ausbildungswege im engeren Bereich des Kulturmanagements. Dies liegt unter anderem auch daran, dass der Begriff in Deutschland als solches erst ab den 90gern aufkommt, wĂ€hrend er in den USA und England schon seit den 1960ger-Jahren eine Bezeichnung fĂŒr etwaige StudiengĂ€nge ist. (vgl. Mitchell/Wiesand 1997, S. 564ff.). ZurĂŒckzufĂŒhren ist das darauf, dass es in Deutschland seit dem 18. Jh. als staatliche Aufgabe gesehen wurde, Kultur zu finanzieren. (vgl. Klein 2003, S. 36ff.). Das Wort Kultur leitet sich vom lateinischen Substantiv „cultura“ ab, welches vom Verb „colere“ stammt mit den Bedeutungen: „drehen, wenden, bebauen“ und zweitens „anbeten“. (vgl. Hausmann 2011, S. 10). Im weiteren Sinne kann „Kultur“ im Deutschen entweder als Summe aller Produkte kĂŒnstlerische Arbeit des Menschen verstanden werden und/oder als Lebensart (Kultiviertheit), die in ihren Interessen ĂŒber das bloß Notwendige der Zivilisation herausgehen. (vgl. Klein 2003, S. 29 – 32). De facto sind Dies aber nur subjektive Deutungsversuche. Der Kulturbegriff hat zahlreiche Wandlungen erfahren (vgl. ebd., S. 26ff.) und variiert sehrt stark zwischen verschiedenen Gesellschaften, sofern es ĂŒberhaupt die Äquivalente in den jeweiligen Sprachen gibt. Dementsprechend stellt sich die Frage, ob Kultur ĂŒberhaupt ohne Bildung erfahrbar ist und was in nicht-westlichen Gesellschaften als Kultur verstanden wird. Der aktuelle Forschungsstand ermöglicht kein zusammenfassendes ResĂŒmee global vergleichender Analysen der kulturspezifischen Pragmatik und Semantik des Kulturbegriffs wie seiner Synonyme und funktionalen Äquivalente. (vgl. Straub 2007, S. 7ff.). So spielte die UNESCO-Kulturkonferenz Anfang der 1980er Jahre in Mexiko eine wichtige Rolle, „seit der sich ein an anthropologischen und ethnologischen Begrifflichkeiten orientiertes VerstĂ€ndnis international etabliert hat: Kultur wird als ‚Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Eigenschaften angesehen 
 die ĂŒber Kunst und Literatur hinaus auch Lebensformen, Formen des Zusammenlebens, Wertesysteme, Traditionen und Überzeugungen umfasst‘“. (vgl. Hausmann 2011, S. 10 – 11).

Kulturmanagement in der Breite [edit]

Verlage fĂŒr Belletristik und außereuropĂ€ischer Literatur (vgl. Litprom 2015, Linkliste). Die großen staatlichen Theater und OpernhĂ€user Filmverleih u. Ă€. Bilateral/interkulturelle Austauschsorganisationen AuswĂ€rtiges Amt im Hinblick auf interkulturellen/religiösen Dialog und Imagepflege der deutschen Kultur (vgl. AuswĂ€rtiges Amt homepage 2015, Interkultureller Dialog)

„Litprom“ als nĂ€hergehendes Beispiel in Bezug auf religionswissenschaftliche AnsĂ€tze

Litprom ist keine gewinnorientierte Agentur, sondern finanziert sich ĂŒber ZuschĂŒsse vom kirchlichen Entwicklungsdienst der evangelischen Kirche und der Frankfurter Buchmesse. Sie steht allen Verlagen und Autoren aus Afrika, Asien und Lateinamerika zur VerfĂŒgung um deren literarische Produkte einer westlichen Leserschaft bekannt, verstĂ€ndlich und lesbar zu machen. Sie nimmt fĂŒr ihre TĂ€tigkeiten keine GebĂŒhren oder Provision. GegrĂŒndet wurde sie 1980 von JournalistInnen, VerlegerInnen, ÜbersetzerInnen, ProfessorInnen, MitarbeiterInnen der Kirche, von Entwicklungshilfeorganisationen und der Frankfurter Buchmesse und vermittelt Kontakte zwischen den BuchmĂ€rkten in Afrika, Asien und Lateinamerika und dem deutschsprachigen Raum. Sie informiert ĂŒber literarische Entwicklungen und Tendenzen in den 3 Kontinenten, macht interessante Werke ausfindig und empfiehlt sie fĂŒr eine Übersetzung ins Deutsche. Via Mitteln des auswĂ€rtigen Amtes und der Schweizer Kulturförderung werden im Jahr ca. 20 Übersetzungen bezuschusst. Außerdem werden Übersetz-Workshops und Autorenlesungen z. Bsp. An Schulen und Messen konzipiert. (vgl. Kassler/LITPROM, 2015).

Bezug zu religionswissenschaftlicher Methodologie

BezĂŒge zur religionswissenschaftlichen Methodologie stellen in erster Linie die Anwendung und Übersetzung von/aus außereuropĂ€ischen Fremdsprachen dar. Dies zum Beispiel in Form des Arabischen, Persischen, Tamil, Koreanisch und Chinesisch. All diese genannten Sprachen sind zum einen moderne Literatur- und Verkehrssprachen, haben zum anderen aber auch stellenweise als Lithurgie- oder religiöse Quellensprachen gedient und werden bis dato in der bochumer Religionswissenschaft gelehrt. (vgl. CERES/Prof. Dr. Krech, 2015). An zweiter Stelle sei die Selbstreflexion der Literaturscouts ĂŒber die Bedeutung von Religion in den HerkunftslĂ€ndern der Neu-Autoren zu nennen. Dazu gehört auch, durch die vorteilhafte Außenperspektive WahrheitsansprĂŒche, die in der Literatur gegeben sind, objektiv und evtl. auch komparatistisch zu anderen Gruppen, Ethnien oder Klassen, denen der Autor innerhalb seiner Region wiederum nicht angehört, zu beurteilen (vgl. Nagel, S. 47ff.). Dieser foucault’sche Diskursansatz geht beinahe nahtlos in „postcolonial studies und der „subaltern“ Literaturkritik auf (vgl. Nandi 2009, S. 85ff.): Es soll hier Fragen nachgegangen werden, wie nach dem Informationswert von außereuropĂ€ischer Literatur, und ob diese Informationen wie oben erwĂ€hnt Wahrheiten ĂŒber alle Individuen des Umfeldes liefern, dem der Autor angehört. So können außereuropĂ€ische Werke der Fiktion wichtige Informationsquellen und Kommunikationsmedien fĂŒr Minderheiten, Klassen und/oder Geschlechter sein, die in Forschung oder Politik evtl. ĂŒbergangen werden. (vgl. FĂ€hndrich/RenĂ©e Reif 2014). Dazu kommen desweiteren Fragen wie:

kann eine Übersetzung ins Deutsche ĂŒberhaupt authentisch sein? (vgl. Nandi 2009, S. 100ff.). Wurden/Werden koloniale Stereotype evtl. sogar in die eigene literarisierte IdentitĂ€t ĂŒbernommen? (vgl. Ngozi Adichie 2009, „The danger of a single story“). kann man Werke ĂŒbersetzen, die in den dortigen LĂ€ndern gebannt sind? kann man Prognosen ĂŒber die Zukunft der Herkunftsgesellschaften ziehen, die sonst versĂ€umt werden? (vgl. FĂ€hndrich/RenĂ©e Reif 2014, Interview).

Fehlende skills in Bezug auf Religionswissenschaftler

Zu den fehlenden Teilbereichen religionswissenschaftlicher Fertigkeiten gehört mit Augenmerk auf die Arbeit mit Fremdsprachen zum einen die Frage nach der Detailtiefe. So ist fraglich ob die methodischen Module, die in Bochum zu außereuropĂ€ischen Fremdsprachen angeboten werden ausreichend sind, um z. Bsp. landesspezifische Dialekte des Arabischen und Persischen und auch Soziodialekte und Umgangssprache in den oben genannten Sprachen verstehen und bearbeiten zu können. Zumindest bei Arabisch und Persisch gibt es aber durchaus weitreichendes Angebot an LektĂŒrekursen und Übungen zum Beispiel fĂŒr Ă€gyptischen Dialekt im Rahmen der Orientalistik und des Optionalbereichs. Ein weiterer Punkt mögen fehlende IT-Skills sein, die aber auch im Optionalbereich sowie am Rechenzentrum des Campus kostenlos erweitert werden können. (vgl. Kruse 2014). Ein allgemein grĂ¶ĂŸeres Manko stellt Absenz lateinamerikanischer und subsaharisch-afrikanischer Religionsgeschichte und Sprachen in den Seminaren und Lehrangeboten der Bochumer Religionswissenschaft dar. Dieser Problematik beizukommen ist recht schwierig und es kann nur auf allgemeine EinfĂŒhrungsvorlesungen zu Christentum und Islam verwiesen werden, sowie die Spanisch- und Portugiesischkurse des Optionalbereiches. (vgl. Henrich/Optionalbereich 2012). Das dritte Manko stellt die Fluktuation der postcolonial studies dar. Einige Thesen und Denker die in den religionswissenschaftlichen EinfĂŒhrungsveranstaltungen besprochen werden, gelten nicht mehr als kritiklos modern (vgl. Chibber 2015) und es muss in Anbetracht einer spĂ€teren Arbeit bei Organisationen wie Litprom von Eigeninitiative und –Interesse die Rede sein, will der Literaturscout nach neuesten literatur- und religionswissenschaftlichen Kriterien die vorgelegten Manuskripte evaluieren.

Anschlussmöglichkeiten durch Weiterbildung [edit]

Eine spezielle Form des Masters ist der aus den USA stammende “Master of Business Administration (MBA). Zielgruppe sind u. a. Bachelorstudenten ohne wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung. Allerdings mĂŒssen Bewerber 2 bis 3 Jahre berufspraktische Erfahrung verfĂŒgen. Erlernt werden General Management Skills, d.h. Spezialwissen ĂŒber Finanzierung, Marketing oder Human Resources. (vgl. Jansen 2004, S. 151). Abgesehen von der innerberuflichen Erfahrung wird oftmals die Möglichkeit vergessen, sich bereits vor dem Uni-Abgang ehrenamtlich in Studenteninitiativen zu engagieren. „Market-Team“ versammelt bspw. deutsche Studenten aus allen Fachbereichen zu Workshops, wo sie Problemlösungen erarbeiten und Diese vor Firmenvertretern prĂ€sentieren. „MTP“ ĂŒberbrĂŒckt LĂŒcken zwischen Theorie und Praxis im Marketing. „Geist und Wirtschaft in Köln“, „Bridge“ in Bremen und „Artes Liberales“ in Mannheim bauen auf lokaler Ebene BerĂŒhrungsĂ€ngste zwischen Geistes- und Wirtschaftswissenschaften ab. AIESEC organisiert Wirtschaftspraktika im Ausland. Der Bonner Verein „Orientation“ vermittelt medial akademisches, islamkundliches Wissen. (vgl. Jansen 2004, S. 135 – 136).

Quellen [edit]

AuswÀrtiges Amt (2015): Interkultureller Dialog, URL: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/KulturDialog/InterkulturellerDialog/Uebersicht_node.html (Stand: 20.02.2015).

Chibber, Vivek (2015): How Does the Subaltern Speak?: An Interview with Vivek Chibber, URL: https://www.jacobinmag.com/2013/04/how-does-the-subaltern-speak/ (Stand: 20.02.2015).

FĂ€hndrich, Hartmut/Reif, Ruth RenĂ©e (2014): Ich vermisse ein kontinuierliches Interesse an arabischer Literatur. Interview mit dem Übersetzer Hartmut FĂ€hndrich, URL: http://de.qantara.de/inhalt/interview-mit-dem-uebersetzer-hartmut-faehndrich-ich-vermisse-ein-kontinuierliches-interesse (Stand: 20.02.2015).

Hausmann, Andrea (2011): Kunst- und Kulturmanagement. Kompaktwissen fĂŒr Studium und Praxis, VS-Verlag.

Henrich, Christoph (2012): Optionalbereich. Gebiet 1: Fremdsprachen, URL: http://www.ruhr-uni-bochum.de/optionalbereich/sites/geb1/geb1_aktuelles.shtml (Stand: 20.02.2015).

Jansen, Simone (2004): StudienfĂŒhrer. Kulturwissenschaften, Eibelstadt: Lexika.

Kassler, Petra/LITPROM (2015): About Us, URL: http://www.litprom.de/about-us.html (Stand: 20.02.2015).

Kassler, Petra/LITPROM (2015): Our favourite Links. Verlage (alphabetisch), URL: http://www.litprom.de/links.html (Stand: 20.02.2015).

Klein, Armin (2003): Kulturpolitik. Eine EinfĂŒhrung, Opladen: Leske+Budrich.

Konrad, Elmar D. (Hrsg.) (2006): Unternehmertum und FĂŒhrungsverhalten im Kulturbereich, MĂŒnster: Waxmann Verlag.

Krech, Prof. Dr. Volkhard/CERES (2015): Lehrveranstaltungen. GR02: Sprachliche und methodische Grundlagen der Religionsforschung, URL: http://www.ceres.rub.de/de/lehre/lehrveranstaltungen/ (Stand: 20.02.2015).

Kruse, Frau Dr. Barbara (2014): Kommentierte Vorlesungsverzeichnisse des RZ der RUB, URL: https://www.rz.ruhr-uni-bochum.de/dienste/ausbildung/vvz/Index.html (Stand: 20.02.2015).

Mitchell, Ritva/Wiesand, Andreas J. (1997): „’Arts Administration Studies’ in Europa. Neue MaßstĂ€be fĂŒr die Qualifizierung von FĂŒhrungskrĂ€ften im Kultur- und Medienbereich?“, in: Hermann Rauhe/Christine Demmer (Hrsg.), Kulturmanagement: Theorie und Praxis einer professionellen Kunst, Berlin: Walter De Gruyter & Co, S. 553 – 567.

Nagel, Alexander-Kenneth (2011): „Zu den (In-)Kompetenzen von Religionswissenschaftlern“, In: Patrick Diemling/Juri Westermann (Hrsg.): Und was machst Du spĂ€ter damit? Berufsperspektiven fĂŒr Religionswissenschaftler und Absolventen anderer Kleiner FĂ€cher, Frankfurt a. M.: Peter Lang, S. 39 – 52.

Nandi, Miriam (2009): Gayatri Chakravorty Spivak. Eine interkulturelle EinfĂŒhrung, Nordhausen: Traugott Bautz.

Ngozi Adichie, Chimamanda (2009): The danger of a single story, URL: http://www.ted.com/talks/chimamanda_adichie_the_danger_of_a_single_story/transcript?language=en (Stand: 20.02.2015).

Straub, JĂŒrgen (2007): „Kultur. Prolegomena, Darstellungsabsichten“, in: JĂŒrgen Straub/Arne Weidemann/Doris Weidemann (Hrsg.): Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz, S. 7 – 25, Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler.