Jugendarbeit

Definition [Bearbeiten]

Jugendarbeit oder besser formuliert Arbeit mit Jugendlichen ist ein Teilbereich aus der sozialen Arbeit. Die Jugendarbeit begleitet sowohl Kinder als auch Jugendliche auf dem Weg zur Selbständigkeit. Es wird Ressourcen für Defizite angeboten, der Selbstwert wird gefördert usw. Die Offene Jugendarbeit grenzt sich von verbandlichen und schulischen Formen von Jugendarbeit dadurch ab, dass das reichliche Angebot ohne Mitgliedschaft oder andere Verpflichtungen von den Jugendlichen in der Freizeit genutzt werden können.

Historische Entwicklung [Bearbeiten]

Am Anfang der 19. Jh., gab es erste Ansätze von strukturierter Jugendarbeit. Damals nahm es seinen Anfang in Form von „Lichter/Spinnstuben“. Das war der zentrale Treffpunkt der „ledigen“ Dorf-Jugend, die ihren Schulabschluss absolviert haben und noch nicht verheiratet waren. Diese Zentren hatten nicht die Funktion eines autonomes Jugendzentrum sondern eher als Zentren die Kommunikationsmöglichkeiten eröffneten mit dem Ziel feste Bindungen zueinander zu knüpfen. Zu Beginn gab es weder SozialarbeiterInnen noch PägagogInnen, sondern die ersten engagierten waren unteranderem LehrerInnen, Pfarrer, Pastoren usw. Ab 1950 wurden in diesem Berufsfeld einer mehr oder weniger fachlichen Grundausbildung in der Jugendarbeit angeboten. Ab 1970 gab es spezifische Sozialpädagogische Studiengänge an der Universität.

Berufsfeld Jugendarbeit in Deutschland [Bearbeiten]

Das Tätigkeitsfeld des JugendarbeiterInnens weist heute ein sehr dynamisches und vielfältiges Beruf an. Diese Arbeit findet außerhalb von Familie und Schule statt und kann sowohl von einzelnen Personen, freien Vereine, religiösen Gemeinden usw. geleitet werden. Dieses Beschäftigungsfeld hat an Bedeutung gewonnen und dementsprechend gibt es außerdem ein Vielzahl an öffentliche Träger, wie z.B. Jugendämter und Institutionen, sowie freie Träger, das heißt nicht staatlich, wie Wohlfahrtsverbände und Vereine sowie Kirchen und andere religiöse Gemeinden. Um eine Orientierung innerhalb der Jugendarbeit zu gewinnen ist es auch möglich nach den unterschiedlichen Feldern zu schauen, z.B. Jugendschutz, Jugendhilfe, Jugendberatung, Jugendverbandsarbeit, Jugendfreizeitstätten, Jugendferienarbeit, Streetwork, Jugendvereine, Jugendheim wäre nur einige zu benennen.

Religionswissenschaft und Jugendarbeit [Bearbeiten]

Ein Blick in den Alltag der Sozialen Arbeit zeigt deutlich, dass Religion eine der größten Faktoren für den unterschiedlichen Lebensalltag von u.a. jüdisch, christlich, muslimisch und buddhistisch geprägten Jugendlichen darstellt. Aufgrund der Globalisierung des gesellschaftlichen Lebens, der weltweiten Migration und damit auch die globale Pluralisierung, ist Bundesrepublik Deutschland nicht nur ein multikulturelles, sondern auch ein multireligiöses Land geworden. Der Dialog der Religionen und der interreligiöse Dialog haben wieder an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt sich derzeit vor allem im Islam. Denn neben der katholischen und evangelischen Konfession, hat auch dieser einen zentralen Platz in unserer Gesellschaft. Auch werden immer mehr jüdische Synagogengemeinden gebaut und der Hinduismus und der Buddhismus stoßen auf ein immer höheres Interesse. Aus diesem Grund scheinen auch immer mehr Einrichtungen die Notwendigkeit interreligiös gestalteter Arbeit und Projekte zu erkennen. Ansprüche und Umsetzungsarten von interkulturellen und interreligiösen Angeboten vermischen sich. Viele Projekte sind von der Grundstruktur her zunächst zwar eher interkulturell angelegt, aber innerhalb ihrer Umsetzung jedoch tritt zunehmend auch das Thema Interreligiosität in den Vordergrund. Rein interreligiös ausgerichtete Projekte sind noch deutlich in der Minderheit, werden aber immer häufiger angeboten. Der interreligiöse Dialog verfolgt Aufgaben wie die Handlung und den Diskurs. Die soziale Arbeit findet im Gemeinwesen statt und bietet Ansätze, in denen Kontakte zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen entstehen können und sollen. Beispielsweise ist das Opferfest zu Ehren des Propheten Abraham, das Fastenfest Ramadan, das Weihnachtsfest im Christentum oder das Chanukkafest im Judentum, eine hervorragende Möglichkeit, Menschen zu gegenseitigen Besuchen andersreligiöser Nachbarn und Freunde anzuregen. Soziale und Bildungsarbeit müsste zu Besuchen von Moscheen, Synagogen und Kirchen aufrufen, damit die Menschen auch außerhalb dieser Religionsangehörigkeit ein besseres Verständnis dafür bekommen. Ferner betont es die Wichtigkeit der Verwurzelung in der eigenen Religiosität. Sollte diese Verwurzelung nicht gegeben sein, ist es schwer, im interreligiösen Kontext zu arbeiten. Eine gefestigte religiöse Identität kann nur durch die Beheimatung und Verwurzelung in der eigenen Religion und den friedlichen, wertschätzenden Umgang mit Menschen anders religiöser oder auch nicht religiöser Auffassung entstehen. Zum interreligiösen Dialog ist jemand befähigt, der Respekt vor der Überzeugung des anderen hat und der ganz und gar überzeugt ist, auch von seiner Religion, sonst würde es sicher einen Monolog geben statt eines Dialogs. Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit sind weitere Problemfaktoren in der Praxis interreligiöser Arbeit. Daher ist es umso wichtiger, dass die soziale Arbeit versucht, aktiv gegen sie vorzugehen. Unter dem Begriff Fremdenfeindlichkeit wird im allgemein eine Verhaltensweise oder Einstellung von Menschen oder Gruppen gegenüber anderen, die sie als ,,fremd” ansehen verstanden. Vorurteile dagegen sind aus sozialpsychologischer Sicht intergruppale Phänomene. Darunter wird individuelle Einstellungen und Verhaltensweisen, die ein Individuum in seiner Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen gegenüber anderen äußert verstanden. Die interkulturelle Kompetenz beinhaltet ein Bündel aus verschiedenen Kompetenzen, die ein Reflexionsvermögen und eine Handlungsfähigkeit in den unterschiedlichsten kulturellen Überschneidungsmöglichkeiten ermöglichen möchte. Die Teilkompetenzen umfassen:

  • Spracherwerb und Sprachkenntnisse,
  • Allgemeinbildung über die Bedeutung von Kultur, kulturelle Prozesse,
  • Kenntnisse über die politischen, gesetzlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen der Migration,
  • Wissen über die Rahmenbedingungen und die Lebenswelt der Zielgruppe in Deutschland und ihrem Herkunftsland.

Ferner eine kritische Selbstreflexion über Sozialisation und über das eigene, herausgebildete Menschen- und Fremdbild, eigenen Vorurteile, Rassismus, Offenheit und Konfliktfähigkeit. Ziel einer interkulturellen sozialen Arbeit ist es, in einen kulturellen Kontext situationsgerecht und professionell einzusetzen und mit ethischen Reflexionen zu verknüpfen. Diese Bündel an Kompetenzen bedeuten, dass die Person in der Lage ist, Akzente auf verschiedene Fähigkeiten setzen zu können und diese in die Praxis umzusetzen. Die einrichtungsbezogene Arbeit in Jugendclubs, Jugendhäusern, Jugendräumen und Schulen ist eine Methode des niederschwelligen Zugangs zur Zielgruppe (Anlaufstelle, Informationspunkt, Bildungsraum, etc.) sowie als Basisangebot zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Die mobile Arbeit in verschiedenen Ortsteilen, Gemeinden und Schule als lebensweltund zielgruppenorientiertes Angebot, u.a. als Angebot zur Kontaktierung von Cliquen und Gruppen außerhalb von Institutionen und im Rahmen von Gemeinwesenarbeit.

(In-)Kompetenzen von Religionswissenschaftler_innen [Bearbeiten]

Ein wichtiges Element der Jugendarbeit ist es praxisnahe Freizeitaktivitäten zu gestalten die einen pädagogischen Wert haben und den Jugendlichen in seiner Lebensgestaltung bereichern. Neben den pädagogischen Methoden und den dahinter stehenden Theorien erlernt man auch dessen praktische Umsetzung. Die Jugendarbeit ist somit eine sehr “lebendige” Disziplin wodurch neben den fachspezifischen Kompetenzen auch der Umgang mit den Jugendlichen aus nächster Nähe geübt sein muss. Vorallem muss man bereit und ausgebildet sein für Extremsituationen die in dem Sinne nicht erwünscht waren, hier ist ein Jugendarbeiter dahingehend gefragt, die Situation unter Kontrolle zu behalten, ohne dabei das Programm zu gefährden. Neben fachspezifischen Elementen und Schlüsselkompetenzen für die Kommunikation bedarf es auch ein gewisses soziales Bewusstsein für die Jugendarbeit. Der interreligiöse Aspekt bietet hierzu eine Chance der Erweiterung an und bereichert das Feld der Jugendarbeit bzw. eröffnet neue oder tiefergehende Handlungsmöglichkeiten. Durch die Expertise in der religiösen Kommunikation (z.B. durch ein Studium der Religionswissenschaft) ist es möglich eine neue und möglicherweise tiefergehende Ebene der Kommunikation mit dem Jugenlichen einzugehen. Ein fundiertes Hintergrundwissen in diesem Bereich ermöglicht ein besseres Verständnis für die kulturellen Hintergründe und Prägungen des Jugendlichen. Somit lässt sich das Verhalten des Jugendlichen besser segmentieren und analysieren. Da Religion und Kultur oft miteinander verwoben ist, braucht es hier einen differenzierteren Blick und eine in dem Sinne fachspezifische Ausbildung. Eine Expertise in dieser Richtung ermöglicht es interreligiöse Veranstaltungen und Angebote sinnvoll und fachlich korrekt zu gestalten. Kurz gesagt, Jugendarbeit mit einer religionswissenschaftlichen Schwerpunkt ist ein vielfältiger dynamischer Feld wo mit Jugendliche, aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen gearbeitet wird um Vorurteile abzubauen sowie einander gegenseitige Bereicherung zustande zu kommen. Der interkulturelle und interreligiöse Ansatz in den Studien der Religionswissenschaft ist über hinaus auch eine Besonderheit der Religionswissenschaft und steigert den potentiellen Austausch zwischen Betreuer und Jugendlichen. Die Religionswissenschaft bietet somit Potenzial für eine Vertiefung von gewissen Ansätzen in einem an sich recht breit angelegtem Feld.

Quellenangaben [Bearbeiten]

Thole, W.: »Kinder-und Jugendarbeit: Eine Einführung«, Juventa Verlag Weinheim und München, 2000.

Otten, H.: »Interkulturelle Jugendarbeit Theorie und Praxis. Ein Handbuch für Jugendarbeit und Weiterbildung«, Verlag Leske+Buderich, Opladen, 1994.

Bauer, N.: »Plurale Identitäten. Erfahrungen im interreligiösen Dialog«, Aachen/Berlin 2007.

Santos-Stubbe: »Interkulturelle Sozialarbeit in Theorie und Praxis«, Shaker Verlag, 2005.

http://www.agjf.de/tl_files/Bilder/Downloads/AGJF-Broschuere-web.pdf am 29.09.2014

http://www.bpb.de/dokumentation/129917/der-interreligiöse-dialog-in-deutschland am 29.09.2014

http://www.mmg.mpg.de am 29.09.2014

www.landkreis-rostock.de/landkreis/kreisverwaltung/jugendamt/jugendportal/Foerderung am 29.09.2014

www.bpb.de/dokumentation/129917/der-interreligiöse-dialog-in-deutschland