Entwicklungszusammenarbeit

Religionswissenschaftler als Entwicklungshelfer Mihail Kostov und Sarah Tsah

Einleitung [Bearbeiten]

Entwicklungshilfe ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen der Unterstützung und Förderung von weniger entwickelten Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Aus Industrieländern helfen private und staatliche, nationale und internationale Organisation auf mehreren Gebieten:

  1. technische Hilfe und Zusammenarbeit
  2. Güterhilfe (Investitionsgüter, Nahrung...etc.)
  3. Kapitalhilfe
  4. handelspolitische Zusammenarbeit (Stabilisierung von Preisen, Abbau von Zöllen...etc.)

Entwicklungshilfe ist mit bestimmten politischen Auflagen verbunden und hat generell das Ziel, die Lebensbedingungen in den betroffenen Ländern nachhaltig zu verbessern. Unter anderem können folgende anerkannte Organisationen Entwicklungshelfer entsenden:

  • Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe e.V. (AGEH)
  • Brot für die Welt
  • Christliche Fachkräfte International
  • Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
  • Internationaler Christlicher Friedensdienst
  • Forum Ziviler Friedensdienste

Entwicklungshelfer unterscheiden sich von anderen in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Experten vor allem dadurch, dass sie für eine befristete Zeit einen "Dienst" leisten und dabei keine Erwerbsabsicht haben. Voraussetzung für die Arbeit als Entwicklungshelferin oder Entwicklungshelfer ist daher – neben der Qualifikation und der Berufserfahrung – ein besonders großes soziales Engagement. Der Status von Entwicklungshelfern ist im Entwicklungshelfer-Gesetz definiert. Das Gesetz regelt unter anderem die soziale Absicherung der Helfer.1

Berufe in der Entwicklungshilfe [Bearbeiten]

Entwicklungsdienste entsenden jährlich mehrere hunderte Helfer. Diese Fachkräfte arbeiten vor Ort in den Bereichen Bildung, Friedensbildung, Aufbau von Infrastruktur, Ländliche Entwicklung Management, Wirtschaft, Verwaltung und Recht, Soziale Sicherheit und Gesundheit, sowie Umwelt und Klima. Demnach existieren viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten für Lehrer, Ingenieure und Techniker, Verwaltungsfachkräfte, Volks- und Betriebswirte, Land- und Forstwirte, Juristen und Sozialarbeiter, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftler.

Friedensentwicklung/Ziviler Friedensdienst

Als erstes ist der Bereich Friedensentwicklung/Ziviler Friedensdienst zu benennen. Dieses Programm wurde 1999 von der deutschen Bundesregierung geschaffen und zielt auf die gewaltfreie und konstruktive Bearbeitung von Konflikten. Auf diese Weise soll eine gewaltsame Austragung des Konfliktes verhindert werden. Fachkräfte im Zivilen Friedensdienst engagieren sich mit dem Ziel, den Ausbruch von Konflikten zu verhindern, zu einer friedlichen Konfliktbeilegung und durch friedensfördernde Maßnahmen zur Friedenssicherung beizutragen. Friedensfachkräfte sollten über berufliche Fähigkeiten verfügen, durch welche sie die Arbeit vor Ort ergänzen. Zentrale Bereiche sind Kompetenzen in der Erwachsenenbildung, Organisationsberatung, Aufbau von Netzwerken, Öffentlichkeitsarbeit, Managementkompetenzen sowie Fähigkeiten im Bereich Planung, Monitoring und Evaluierung.

Planung – Monitoring – Evaluierung

Als Ergänzung ist der Bereich Planung, Monitoring und Evaluierung aufzuführen. PME Maßnahmen sind einzelne Prozesse, die eine Entwicklung definieren, ihren Verlauf überwachen und ihren Erfolg bewerten. Um gezielte Entwicklungshilfe zu leisten, müssen die Zielgruppe, der zeitliche Ablauf und das erwartete Ergebnis definiert werden (Planung). Während ein Projekt der Entwicklungshilfe vollzogen wird, ist es notwendig alle Aktivitäten dahingehend zu überblicken, um die Zielsetzung nachzuverfolgen (Monitoring). Wenn ein Projekt abgeschlossen ist, erhält es eine systematische Untersuchung und Beurteilung (Evaluierung). Für diesen Bereich sind Studium, Ausbildung und Fähigkeiten im Finanzmanagement, der Finanzadministration, sowie dem Projektmanagement gefordert.3

Öffentlichkeitsarbeit

In der Öffentlichkeitsarbeit geht es vor allem um die Kommunikation zwischen einer Organisationund ihren sogenannten Stakeholdern (Manager, Teilhaber, Eigentümer und Kunden, Staat, Gesellschaft). Beide Parteien stehen in einer Abhängigkeit voneinander. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll anhand einer Außendarstellung ein einheitliches Erscheinungsbild der Organisation gezeigt werden, um so ihr Bestehen langfristig zu sichern. In diesem Sektor sind besonders Medien- und Kommunikationswissenschaftler, sowie auch Journalisten tätig. Die Vermittlung journalistischer Grundtechniken sowie die Beratung bei Öffentlichkeitskampagnen und PR-Strategien gehören zu den wichtigsten Aufgaben einer Entwicklungsfachkraft im Bereich Öffentlichkeitsarbeit.4

Soziales und Sozial Pastoral

Unter sozial-pastoralen Tätigkeiten sind soziale und sozialpädagogische Aufgaben in bürgerlichen Gemeinwesen und kirchlichen Gemeinden zu verstehen. Die Zielgruppen dieser humanitären Hilfe bilden sich aus Waisen, Straßenkinder, Menschen mit Behinderung, alte Menschen, Drogenabhängige, Flüchtlinge und Arbeitsmigranten, also vor allem Vertreter der unterprivilegierten Bevölkerung. Auch der Aufbau kirchlicher Bildungseinrichtungen, die Organisation und Durchführung pastoraler und katechetischer Ausbildungsprogramme oder die im weitesten Sinne politische und soziale Bewusstseinsbildung und die Menschenrechtsarbeit können unter sozialpastoraler Tätigkeit fallen. In diesem Sektor werden Helfer gesucht, welche einen Studienabschluss in den Bereichen Sozialpädagogik, Theologie, Sozialwissenschaften, Geographie oder Ethnologie haben.5

Voraussetzungen für den Einsatz als Entwicklungshelfer [Bearbeiten]

Viele Entwicklungshelfer stammen und arbeiten in verschiedenen Sektoren, benötigen bestimmte Fähigkeiten und müssen somit unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Um sich erfolgreich als Entwicklungshelfer zu bewerben, sollten demnach folgende Voraussetzungen erfüllt werden: Der Bewerber sollte durch eine akademische Ausbildung oder eine abgeschlossene Berufsausbildung den passenden Berufsabschluss für den Auslandseinsatz vorweisen können. Je nach Einsatzland sind zudem gute Fremdsprachenkenntnisse gefordert. Neben Englisch, Französisch und Spanisch, sind immer häufiger Arabisch, Mandarin und Russisch gefordert. Laut GIZ sind soziale Kompetenz ebenso entscheidend, wie akademische Qualifikationen. Deswegen benötigen Entwicklungshelfer eine gewisse interkulturelle Sensibilität, Offenheit gegenüber anderen Kulturen und die Bereitschaft in ungewohnten Lebens- und Arbeitsbedienungen tätig zu sein. Ein separater Punkt bildet hierbei der Auftrag der Entwicklungszusammenarbeit für mehr Geschlechtergerechtigkeit, der selbstverständlich eine bestimmte Gendersensibilität voraussetzt. Viele Organisationen verlangen zudem den Besitz der deutschen oder schweizerischen Staatsangehörigkeit oder diejenige eines anderen Mitgliedsstaates der Europäischen Union.6

Bezug zu Religionswissenschaftlern [Bearbeiten]

Die in der Religionswissenschaft erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen sind im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit durchaus eine gute Basis. Da die Arbeit mit anderen Kulturen und Religionen täglicher Bestandteil der Entwicklungshilfe ist, ist die interkulturelle und interreligiöse Kompetenz geradezu Voraussetzung für die Erwerbstätigkeit. Da die Entwicklungshilfe den Bereich der politischen Stabilisierung durch Friedensentwicklung mit einschließt, sind Kompetenzen wie die Diskurskompetenz, besonders in den Bereichen, in denen unterschiedliche Positionen zum Ausgleich gebracht werden müssen, elementar. So kann diese Fähigkeit im Bereich der Politikberatung als auch im Bereich der Mediation nützlich sein. Eine weitere Fähigkeit ist die ständige Reflexion und in Fragestellung der eigenen Position. Diese Kompetenz kann in Führungspositionen als auch in der Mediation hilfreich sein. Zusätzlich weisen Religionswissenschaftler Kenntnisse moderner Sprachen auf, welches ein wichtiges Element im Profil des Entwicklungshelfers sein kann.7 Dennoch sind die im Studium erlernten Sprachkenntnisse auszubauen. Noch auffälliger ist, dass an keiner Stelle „Religionswissenschaftler“ explizit benannt oder gesucht werden. Bewerber aus der Religionswissenschaft sollten sich demnach an Ausschreibungen orientieren, die sich an Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftler wenden oder geforderte Skills auf anderem Wege erlernen.

Vorbereitung/Zugang [Bearbeiten]

Zur Vorbereitung auf den Einsatz in der Entwicklungszusammenarbeit bieten die einzelnen Organisationen verschiedene Hilfen, welche sich in mehrere Schritte gliedern. Die GIZ bietet eine 14-tägige „Inhouse-Vorbereitung“, bei der sich der Entwicklungsdienst vorstellt und die Rolle der Entwicklungshelfer darlegt. Zusätzlich werden praktische und administrative Fragen rund um die Ausreise geklärt. Individuelle Beratung, Gruppengespräche, Selbststudium und Vorträge sind Teile des Programms. Fachkurse und Sprachausbildungen bietet die Deutsche Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) an. Abgestimmt auf ihren individuellen Bedarf haben Entwicklungshelfer die Gelegenheit, Kurse zu interkultureller Kompetenz und entwicklungspolitisch orientierter Landeskunde zu belegen, die Landessprache zu erlernen und sich fachlich und methodisch in Trainingskursen fortzubilden. Die AGEH bietet ein Kursprogramm an, welches in Kooperation mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst herausgegeben wird. Dort werden Kurse zu den Themen „Kirche und Gesellschaft“, „Kommunikation und Management“, „Entwicklung und Politik“, sowie spezifische Programme für Fachkräfte der AGEH, für Fachkräfte von Brot für die Welt und für zurückgekehrte Helfer angeboten. Hierbei sollen landeskundliche, sprachliche oder andere fachliche Kompetenzen, sowie Coaching- und Supervisionfähigkeiten vermittelt werden.8

Quellen [Bearbeiten]

http://www.ageh.de/unsere-angebote/fuer-bewerber.html http://stellenmarkt.ageh.org/de-de/anforderungsprofile.aspx http://www.giz.de/Entwicklungsdienst/de/html/1422.html http://www.brot-fuer-die-welt.de/ueber-uns/personen-strukturen/strukturen.html http://www.entwicklungsdienst.de/entwicklungshelfer/ http://www.eirene.org/info-seite/wer-wir-sind

Literaturverweise [Bearbeiten]

1 vgl. http://www.ageh.de/ueber-uns/aufgaben-und-ziele.html im Januar 2015. 2 vgl. http://stellenmarkt.ageh.org/de-de/anforderungsprofile/zivilerfriedensdienst(zfd).aspx im Januar 2015. 3 vgl.http://stellenmarkt.ageh.org/de-de/anforderungsprofile/wirkungsorientierungpme.aspx im Januar 2015. 4 vgl.http://stellenmarkt.ageh.org/de-de/anforderungsprofile/öffentlichkeitsarbeit.aspx im Januar 2015. 5 vgl.http://stellenmarkt.ageh.org/de-de/anforderungsprofile/sozialpastoralodersozialarbeit.aspx im Januar 2015. 6 vgl.http://www.giz.de /Entwicklungsdienst/de/html/1422.html im Januar 2015. 7 Vgl. Nagel, Alexander-­‐Kenneth, „Zu den (In-­‐)Kompetenzen von Religionswissenschaftler“, in: Diemling, Patrick; Westermann,Juri: „Und was machst du später damit?“-­‐ Berufsperspektiven für Religionswissenschaftler und Absolventen anderer kleiner Fächer. Frankfurt am Main: Lang, 2011, S.39-­‐52. 8 vgl. http://www.ageh.de/unsere-angebote/fuer-bewerber/faq.html, sowie auch: http://www.giz.de/ Entwicklungs - dienst/ de/html/1422.html im Januar 2015.