In der Mittagspause haben sich einige Kolleg*innen im Pausenraum versammelt. Eine Kollegin erzählt von der Fahrradtour, die sie gemeinsam mit ihrer Partnerin am Sonntag entlang der Ruhr unternommen hat. Da unterbricht der Kollege ihre Geschichte und fragt, wer von den beiden denn im Notfall den Platten im Reifen reparieren würde. „Denn schließlich gibt es ja immer einen Mann und eine Frau in der Beziehung“, sagt er und lacht laut dabei.

„Boah, wie gut du tanzen kannst, aber du hast das ja im Blut.“

Heute war ein stressiger Tag im Büro. Einige Kolleg*innen sind krank und ihr musstet nun alles zu dritt wuppen. Beim Verlassen des Gebäudes hältst du deinem Kollegen, der einen Rollstuhl nutzt, die Tür auf. „Ralf, ich muss dir einfach mal sagen, dass du eine echte Inspiration für mich bist. Trotz deiner Behinderung gehst du arbeiten und packst auch an so einem stressigen Tag wie alle anderen mit an.“ Ralf guckt irritiert und bedankt sich bei Jürgen.

Heute Abend war es super lustig, aber jetzt musst du ins Bett. Du verabschiedest dich von deinen Freund*innen und machst dich auf den Weg nach Hause. Du läufst nur 15 Minuten, dafür musst du kein Geld für ein Taxi ausgeben. Zur Sicherheit holst du aber doch lieber dein Schlüsselbund raus und klemmst dir den größten Schlüssel zwischen Zeige- und Mittelfinger.

Die eigenen Grenzen beim Feiern zu erkennen und die der anderen zu wahren, kann zu einer Herausforderung werden. Grenzen erkennen, das hast du schon als Kind gelernt – die Grenze zwischen ‚mein‘ und ‚dein‘ zum Beispiel. Neben klaren Grenzen gibt es unklare, fließende und individuelle Grenzen im täglichen Miteinander. Hier geht`s wirklich um‘s Erkennen, Aufpassen, Hinhören und Hinschauen. Im besten Fall signalisiert dir dein Gegenüber „bis hier hin, aber nicht weiter”, doch in vielen Situationen liegt es an dir, die Grenzen anderer eigenständig auszumachen und zu respektieren.

Ob im Club oder am Arbeitsplatz - wir alle haben Grenzen. Eine Grenze kann ich bewusst oder unbewusst ziehen. Manchmal wird mir eine Grenze aber erst durch die Reaktion meines Gegenübers bewusst oder weil mir selbst ein Spruch oder eine Situation plötzlich unangenehm geworden ist.

Auch wenn du auf deine und die Grenzen anderer achtest, heißt das noch lange nicht, dass du jetzt kompliziert bist.

Jede*r hat das Recht auf einen diskriminierungsfreien und schönen Abend!

Jede*r hat das Recht darauf, seine Arbeit störungsfrei zu absolvieren. Jede*r hat das Recht auf einen diskriminierungsfreien Arbeitsalltag.

Der*die Arbeitgeber*in ist in der Pflicht, einen Raum zu schaffen, in dem diskriminierendes Verhalten keinen Platz hat und bei einem solchen Vorfall unterstützend zur Seite zu stehen.

Um eine positive Atmosphäre zu gewährleisten, ist es aber genauso wichtig, dass alle an einem Strang ziehen! Mit unserem Verhalten können wir einen wichtigen Beitrag zu einem respektvollen Miteinander leisten. Aus diesem Grund sollten wir uns nicht gegenseitig Hindernisse in den Weg legen oder aufgrund von Unterschieden schlecht behandeln.

Neben eindeutigen Formen von Belästigung oder Diskriminierung wie ungewollten Berührungen, rassistischen oder behindertenfeindlichen Kommentaren, gibt es Grenzüberschreitungen, die sich in einer Grauzone bewegen und für eine Partei nicht direkt nachvollziehbar sein können: Unklare, fließende und individuelle Grenzen im täglichen Miteinander, bei denen es um‘s Erkennen, Aufpassen, Hinhören und Hinschauen geht.

Aber auch die Clubbetreiber*innen, Organisator*innen und Arbeitgeber*innen haben die Pflicht, für unsere Sicherheit zu sorgen und uns im Notfall unterstützend zur Seite zu stehen.


Verfasst von Laura Chlebos.