Bei einem Seminar oder einer Vorlesung ist es klar, dass die*der Dozierende die Sitzung leitet und am Ende über den Abschluss der Veranstaltung der Studierenden entscheidet. Vielleicht wird nur ein Teilnahmenachweis vergeben oder aber nach der Bewertung einer Prüfung ein benoteter Leistungsnachweis eingetragen, wodurch ein Stück weit über die berufliche Laufbahn der*des Studierenden mitbestimmt wird. Damit schafft die*der Lehrende den Raum, in dem Studierende lernen und sich entwickeln können.


Hier entsteht also ein Machtgefälle, denn als Studierende*r ist man abhängig von der Gestaltung dieses Raumes – und damit von dem Verantwortungsgefühl der Lehrenden.

Um ein wertschätzendes Lern- und Arbeitsklima zu schaffen, sollten Lehrende zum einen empathisch auf die Rückmeldung oder sogar Beschwerden von Studierenden reagieren und zum anderen selbstreflektiert handeln, indem sie ihre Machtposition gegenüber ihren Studierenden nicht ausnutzen.

Grenzüberschreitendes Verhalten kann, zusätzlich zur psychischen Belastung, schwerwiegende Folgen für das erfolgreiche Abschließen eines Studiums bedeuten.


Auch als Kommiliton*in ist es wichtig, sich den Grenzen der Mitstudis bewusst zu werden und bei übergriffigem Verhalten einzugreifen.
Das Studium ist für viele Menschen einer der aufregendsten Lebensabschnitte überhaupt, voll mit vielen ersten Malen wie von Zuhause ausziehen oder die erste wissenschaftliche Arbeit verfassen. Auch Partys und Feiern kommen meist nicht zu kurz und werden durch eine Erstiwoche voller Action eingeläutet. Hier ist es ebenfalls wichtig, sich das eigene Verhalten immer wieder bewusst zu machen, denn Alkohol ist weder eine Ausrede noch ein Freifahrtschein
[Siehe auch Erkenne die Grenze].
Besonders Tutor*innen und Fachschaftler*innen sollten ein offenes Ohr haben, denn oft sind sie die ersten Personen, die man auf dem Campus kennenlernt und auch sie sind damit Gestalter*innen eines möglichst diskriminierungsfreien Raumes. Wenn jemand keinen Alkohol trinkt, sollte man die Person nicht dazu drängen.

Wenn jemand Nein sagt, heißt das Nein und muss genau so akzeptiert werden – egal, um was es geht!

Auch im späteren Verlauf des Studiums ergeben sich Situationen, in denen man zwischen verschiedenen Rollen hin- und herswitcht: Beispielsweise das Ausklingenlassen einer Fachtagung bei einem Kaffee oder einem Bier oder als studentische Hilfskraft bei der gemeinsamen Mittagspause im Büro.

Neben der Rolle als Studierende*r ist man zugleich Privatperson und manchmal Mitarbeiter*in. Damit werden die Strukturen und Zusammenhänge, in denen man lebt, lernt und arbeitet, ebenfalls komplexer und undurchsichtiger.


Wo finde ich mehr Informationen?

  • Wenn du als Lehrende*r oder Vorgesetzte*r einen möglichst diskriminierungsfreien Raum schaffen möchtest, in dem alle Stimmen gehört werden können, dann schau doch mal in diesen Leitfaden über diskriminierungsfreie Online-Lehre.
  • Wenn du Zeug*in von diskriminierendem Verhalten geworden bist, kannst du dich hier informieren, was du tun kannst

Verfasst von Alina Adrian.