Luthers Frage, ob man der christlichen Glauben die Tätigkeit eines Kriegsmanns ertragen könne, ist meiner Meinung nach eine schwierige Frage, die einer ausführlichen theologischen Diskussion bedarf.
Eine Instrumentalisierung des christlichen Glaubens für kriegerische Zwecke, wie in der Vorlesung beschrieben würde, halte ich für problematisch und mit dem Christentum so nicht vereinbar. Die Auslegung zu Mt 10,32-39 (Folie 19) berücksichtigt sowohl den Kontext dieser Stelle als auch den gesamtbiblischen Kontext (vgl. Eph 2,14-18) nicht. Wollte man diese Stelle im Sinne eines bewaffneten Krieges interpretieren, so wären die Kriegsparteien (Vater/Mutter, Sohn/Tochter etc.) nur schwierig auf die Befreiungskriege übertragbar.
Eine Abänderung und damit Instrumentalisierung des Vaterunsers und des aaronitischen Segens zum Zwecke des Krieges hätte Luther wahrscheinlich nicht für gut befunden, der sich z. B. auch gegen den Ablasshandel positioniert hat, der ebenfalls als eine Instrumentalisierung des Christentums für eigene Ziele verstanden werden kann.
Aussagen wie: „Der Tod für‘s Vaterland gewährt den Himmel.“ (Folie 18) sind nach Gal 1,6-8 genau wie der Ablasshandel ein falsches Evangelium und damit meiner Meinung nach abzulehnen.