Puritanische Lebensführung und Theologie

Re: Puritanische Lebensführung und Theologie

by Ute Gause -
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Hallo Frau Sonuga,
das sind berechtigte Fragen. Offensichtlich verliert der Puritanismus das lutherische simul iustus et peccator zugunsten des „gerecht Seins" aus den Augen. Der Gläubige muss aus Dankbarkeit für das Geschenk der ewigen Seligkeit die Gebote Gottes zu halten versuchen. Daran, dass ihm das gelingt, erkennt man seine Erwählung. Durch die Heiligung wird die Sündhaftigkeit abgetötet und der Geist des Menschen erneuert, "glorification", d.h. perfektes Ebenbild Christi zu werden, erlangt der Mensch aber erst nach dem Tod. Es ist Gnade und Erwählung, wenn der Mensch dies erkennt. Die von Ihnen so genannte Selbstbeschränkung rührt aus der Erkenntnis der Sündhaftigkeit, die überwunden werden muss ("mortification"). Es wird vermutet, dass diese Konzentration auf das Individuum mit den sozialen Verwerfungen des 17. Jahrhundert zu tun hat, nämlich dass diejenigen, die sich aus den dörflichen Traditionen gelöst hatten, neue Ordnungen der Lebensführung suchten. Zum Weiterlesen: Klaus Deppermann, Der englische Puritanismus, in: M. Brecht (Hg.), Geschichte des Pietismus, Bd. 1, Göttingen 1991, S. 11-56.