Hallo Herr Prof. Weber,
mich beschäftigen vier Unklarheiten.
Wie kann man die Überlagerung bei krz-Stabilisatoren/Ferritbildner (wie Cr, Al, Si...) einordnen? Meint man mit Überlagerung, dass krz-Stabilisatoren sich sowohl "positiv" wegen der delta- Ferritbildung auswirken als auch negativ durch begünstigte Martensitbildung.? Oder meint man das am Bsp. Cr eigentlich Ferrit stabilisiert wird und uneigentlich durch die Umwandllungsverzögerung auch Austenit während der Urformung stabilisiert wird? Allgemein gilt ja, dass je mehr Ferrit-Äquivalent im Volumen drin ist, desto schlechter die H-Versprödungsbeständigkeit. (Frage 1)
Wieso reicht der niedrige Kohlenstoff- und relativ niedrige Nickelgehalt vom 1.4307/X2CrNi18-9 (AISI 304L) aus, um den Austenit als Einlagerungsmischkristall in einem entsprechend hohen γ Vol.% vorzulegen, damit man vom austenitischen Stahl sprechen kann? Laut Schäffler Diagramm liegt hier etwa A+M+10%F vor. Wie stark schwanken beim 1.4307 die Austenit- und Martensitanteile, wenn nicht umgeformt, mech. OF bearbeitet oder tiefgekühlt wird? (Frage 2)
Könnte man pauschal sagen, dass umwandlungsverzögernde Elemente wie Cr (und Al, Si...), unabhängig von der Prozessierung, Mikroseigerungen begünstigen oder behindern? (Frage 3)
Ist mit thermodynamisch metastabilem Austenit (Gibbs-Energie↑) nicht nur Restaustenit gemeint, sondern auch allgemein die Verringerung der lokalen Austenitstabilität infolge einer Mikroseigerung (z.B. high Ni segregation band- lokale Verarmungen im γ-MK)? (Frage 4)
Haben Sie vielen Dank voraus!