Wissensspeicher Digital HISTO NRW | Teilprojekt HS Gesundheit
5. Klinik
5.2. Morbus Parkinson
Exkurs: Pyramidales und Extrapyramidales System
Wie Kapitel 2.3. erwÀhnt sind die FortsÀtze der Nervenzellen
des Isokortex (graue Substanz) funktionell vertikal miteinander verbunden.
VerbÀnde von Nervenzellen mit Àhnlicher Funktion liegen dabei in sog.
Rindenfeldern nebeneinander. Die Nervenfasern, deren Perikarya dem primÀr
motorischen Rindenfeld des Isokortex zugeordnet werden und zum RĂŒckenmark ziehen,
werden als Pyramidenbahn bezeichnet.
Das pyramidale System steuert vor
allem die Feinmotorik der ExtremitĂ€tenmuskulatur. Nervenfasern die auĂerhalb
der Pyramidenbahn verlaufen werden als extrapyramidale
Bahnen zusammengefasst. Die Perikarya dieser Nervenfasern liegen in den
Kerngebieten des GroĂhirns und im Hirnstamm. Das extrapyramidale System steuert vor allem die gröbere Motorik der
stammnahen Muskulatur.
Hinweis: In der Literatur findet man hĂ€ufig eine ausschlieĂliche Zuordnung des pyramidalen und extrapyramidalen Systems zu willkĂŒrlicher und unwillkĂŒrlicher Motorik. Dies ist jedoch nicht möglich, da die extrapyramidalen Bahnen auch an WillkĂŒrbewegungen beteiligt sind.
Exkurs: Basalganglien
Als Basalganglien werden Kerngebiete der grauen Substanz bezeichnet, die sich sowohl (tief) innerhalb des GroĂhirns, als auch auĂerhalb befinden. Zu den Basalganglien zĂ€hlen anatomisch der Corpus striatum (unterteilt in Nucleus caudatus und Putamen) sowie der Globus pallidus. DarĂŒber hinaus wird der Nucleus subthalamicus und die Substantia nigra den Basalganglien funktionell zugeordnet, aber nicht anatomisch.
Die (Neurone der) Basalganglien sind funktionell insbesondere fĂŒr die Modulation von Bewegungsmustern und des BewegungsausmaĂes verantwortlich. Sie werden dem extrapyramidalen System zugeordnet.
Bei der Erkrankung Morbus Parkinson (auch: ideopathisches Parkinson-Syndrom (IPS)) kommt es zu einem Untergang Dopamin produzierender Neurone, die v.a. in der Substantia nigra verortet sind. Wie oben beschrieben gehören die dort vorkommenden Neurone zum extrapyramidalen System, das vornehmlich die gröbere Motorik der stammnahen Muskulatur steuert. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der sich hemmend auf den motorikhemmenden Anteil des Corpus striatum auswirkt. Ăber diese Disinhibition (= Hemmung einer Hemmung) wirkt Dopamin motorikfördernd. Aufgrund des Dopaminmagels kommt es zur einer Abnahme der Disinhibition und in Folge dessen zu einer zunehmenden Hemmung der Motorik.
Die Leitsymptome bei Morbus Parkinson sind entsprechende Störungen des normalen Bewegungsablaufes (TRAP, von engl. âFalleâ):
- Tremor = Zittern
- Rigor = erhöhter Muskletonus
- Brady-/Akinese = Verlangsamung/Verlust der willkĂŒrlichen Motorik
- Posturale InstabilitÀt = InstabilitÀt beim aufrechten Stehen