
Konferenzen sind mehr als bloße Zusammenkünfte von Menschen mit ähnlichen Interessen. Sie sind eine besondere kulturelle Praxis, die prägt, wer spricht, wer gehört wird, und welche Zukünfte denkbar erscheinen. Und sie können mehr oder weniger demokratisch gestaltet werden. Praktisch heißt wirklich praktisch: Das Seminar wird eine Session bei der Tagung des deutschen Fachverbands für Science & Technology Studies (stsing.org) Before Ruins an der Ruhr-Universität im März 2026 organisieren (https://stsing.org/before-ruins).
Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit Konferenzen als Modus wissenschaftlicher Praxis setzen wir uns zunächst theoretisch und historisch mit der sozialen Form der Konferenz auseinander: Wie sind wissenschaftliche Veranstaltungen entstanden? Welche Orte, Normen und Ausschlüsse haben sie geprägt? Und wie könnten Konferenzen heute als demokratische, solidarische Infrastrukturen gedacht und realisiert werden?
Im zweiten Teil des Seminars steht die praktische, konzeptionelle und organisatorische Vorbereitung einer Konferenz-Session im Fokus (im BarCamp-Format). Im Mittelpunkt stehen dabei aktuelle Themen aus Bochum, die fragen, wie das Ruhrgebiet sich mit seinen Veränderungen auseinandersetzen kann und muss. Themenbeispiele: Welche Herausforderungen bringt es mit sich, wenn Werke wie Opel oder Nokia durch ein High-Tech-Quartier (MARK 51°7) oder ein Amazon-Lager ersetzt werden? Wie setzen Menschen sich mit den Ewigkeitslasten des Ruhrgebiets auseinander? Wie kann ein „Haus des Wissens“ eine digitale Wissensgesellschaft auf den Ruinen des Bergbaus aufbauen? Welche Verbindungen zwischen Wissen, Alltag, Raum und Erinnerung werden hier aktiviert? Kurzum: Wie können derartige Themen für eine Session aufbereitet und anderen Konferenzteilnehmen zugänglich gemacht werden? Und vor allem: Wie kann ein Konferenztag aussehen, der nicht nur inhaltlich, sondern auch formal Teilhabe und Demokratisierung ernst nimmt?
Das Seminar verbindet sozialwissenschaftliche Lektüre aus den Science & Technology Studies (STS), der Wissensanthropologie und Infrastrukturforschung mit ethnographischen Methoden, kuratorischer Praxis und gestalterischer Verantwortung. Der Konferenztag wird dabei nicht nur vorbereitet, sondern auch als kollektiver Prozess dokumentiert und kritisch reflektiert. Willkommen sind alle, die sich für die Demokratisierung wissenschaftlicher Praxis jenseits des Gewohnten interessieren – an der Schnittstelle von Theorie, Gestaltung und kollektiver Wissensarbeit. Lust auf gemeinsames Denken, auf lokale Erkundungen, auf die (Wieder-)Belebung von Orten und den Mut, Konferenzen anders zu machen, sind ausdrücklich erwünscht.
- Kursleiter/in: XKombi-Dienst cupak-hk
- Kursleiter/in: Stefan Laser
- Kursleiter/in: Estrid Sorensen