
Von Workshops, Handbüchern, Zines und Kalendern über Selbsthilfegruppen und Beratungszentren bis zu Gesundheitsapps perspektiviert das Seminar die Medien, Wissenspraktiken und infrastrukturelle Arbeit feministischer Gesundheitsaktivismen seit den 1970er Jahren. Ziel ist es, diese Bemühungen, um eine emanzipatorische Gestaltung von Versorgungsinfrastrukturen in ihren historischen Kontinuitäten bis heute zu betrachten.
So erprobt etwa die sogenannte Frauengesundheitsbewegung der 1970er und 1980er Jahre Techniken der Selbstbeobachtung und -vorsorge, die Selbstbestimmung abseits der patriarchalen Institution der Klinik ermöglichen. Gleichzeitig trägt dieser Zugewinn an Autonomie, etwa durch das Erheben und Abgleichen von (individuellen) Gesundheitsdaten, zur Ausweitung biopolitischer Kontrolle, Effizienzsteigerung und Überwachung nicht zuletzt in Zeiten digitaler Vernetzung bei.
Eingebunden in einen regen Wissenstransfer zwischen den USA, Europa und dem sogenannten Globalen Süden, geraten diese frühen Gesundheitsbewegungen als konkrete Schauplätze einer feministischen Kritik autoritativen und „objektiven“ Wissens in den Blick. In ihrem Kontext werden Datenpraktiken entwickelt, Epistemologien des Standpunkts und der verkörperten Erfahrung formuliert, deren Grundsätze von Parteilichkeit und Situiertheit feministische Wissenschaftsstudien und Science and Technology Studies bis heute prägen.
- Kursleiter/in: Vera Mader