
Das Newsportal „Katholisch.de“ meldete im Juli 2024 eine Forderung des tansanischen Historikers Valence Silayo: kirchliche Archivdokumente der deutschen Kolonialzeit sollten auf Englisch oder Kisuaheli übersetzt werden, um sie für Indigene im Zuge postkolonialer Aufarbeitung verstehbar zu machen.
Dieses Beispiel führt mitten hinein in den so genannten postcolonial turn. Als kulturwissenschaftliches Paradigma ist er bereits seit geraumer Zeit in aller Munde; hat vor allem in den letzten Monaten angesichts der Kriege im Nahen Osten aber auch deutliche Kritik erfahren. Innerhalb der Theologien nun sind es vor allem die systematischen und praktischen Fächer, etwas verhaltener auch die Kirchengeschichte, die die „postkoloniale Wende“ bisher mal affirmativ, mal eher verhalten rezipiert haben.
Die interdisziplinäre Vorlesung der Lehrstühle Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit sowie Religionspädagogik und Katechetik möchte in diese, hier nur kurz skizzierte Diskussionslage eine Schneise schlagen: von der historischen Situation deutscher Kolonien im Kaiserreich bis hin zu einer kritischen Relecture von Schulbüchern zum Religionsunterricht. Dazu werden auch externe Referent:innen etwa aus der biblischen Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät oder vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung beitragen.
Die Veranstaltung wird in Teilen Übungscharakter tragen, da die Lektüre und Diskussion von Sekundärliteratur und historischen Quellen vorgesehen sind. Unterstützende Unterlagen, Quellenmaterial etc. werden zur Verfügung gestellt. Ausgehend von den Ergebnissen der Vorlesung ist eine RUB-Summerschool für das Jahr 2026 geplant.
- Kursleiter/in: Florian Bock
- Kursleiter/in: Paul-Moritz Enste
- Kursleiter/in: Philipp Goldt
- Kursleiter/in: Bernhard Grümme
- Kursleiter/in: Daniel Müller
- Kursleiter/in: Vito Vasser Santos Batista
- Kursleiter/in: Florian Wienes