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Während Kant noch angenommen hatte, er habe die Philosophie durch sein Projekt der Vernunftkritik ein für allemal auf eine neue sichere Basis gestellt, entwickelt sich die postkantische Philosophie ganz im Gegenteil in rasendem Tempo weiter und gerät in kürzester Zeit in nichts Geringeres als die erste große Nihilismus-Diskussion der Moderne. In seinem berühmten Brief an Fichte (1799) stellt Jacobi die These auf, dass Fichtes „Wissenschaftslehre“ in ihrem Anspruch, ein perfektes System der Wissenschaft zu realisieren, theoretisch und praktisch in den Nihilismus führt. Jacobi macht damit den Ausdruck und die Brisanz des „Nihilismus“ lange vor Nietzsche zu einem wichtigen Bezugspunkt moderner Philosophie. Fichte seinerseits reagiert auf diesen Nihilismus-Vorwurf Jacobis mit einer seiner populärsten Schriften, der Bestimmung des Menschen (1800), in der er die Nihilismus-Diagnose auf geradezu unheimliche Weise einerseits bestätigt und andererseits zurückzuweisen sucht. Angesichts dieser Debatte entwickelt Hegel bereits 1802 seinen später in der Wissenschaft der Logik ausgeführten dialektischen Grundgedanken, dass das Denken durch das Nichts hindurchgehen muss, um sich konstruktiv weiterzuentwickeln.
Im Seminar werden wir diese zentrale Debatte um den Nihilismus in gemeinsamer Arbeit erschließen und in ihren Voraussetzungen und Konsequenzen diskutieren. Teilnahmevoraussetzung ist die Übernahme eines Stundenprotokolls.

Semester: WiSe 2024/25
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