Wut ist ein in unserer Zeit omnipräsentes Gefühl: Öffentliche Wutreden, Schmähgedichte oder Versammlungen von WutbürgerInnen zeugen von einer unübersehbaren Gereiztheit der Gesellschaft. Die öffentliche Kommunikation und literarische Thematisierung von Wut sind jedoch kein neues Phänomen: Gedichte, Romane und Erzählungen dienten und dienen immer noch dazu, den Affekt zu thematisieren, Feindbilder zu erzeugen, Sympathisanten zu emotionalisieren und mitunter Vorurteile zu verbreiten. Während Hass ein Affekt ist, der bleibt und Wurzeln schlägt, ist die Wut ein Affekt, der anschwillt und wieder abschwillt. Wut entsteht, weil eigene Möglichkeiten des Lebens in Gefahr geraten. In diesem Sinne kann Wut als ein „Alarmsystem der eigenen Energiebilanz“ (J. Lehmann) betrachtet werden. In der Literatur wird Wut dargestellt; sie kann selbst Ausdruck von Wut sein und bietet ein Format, um über Wut nachzudenken. Das Seminar setzt sich mit der Verflechtung von Wut, Sprache und Literatur auseinander.
Gelesen werden Texte u.a. von Heinrich von Kleist, Johann Peter Hebel, Gottfried Keller, Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek.
Zur Einführung wird empfohlen: Johannes F. Lehmann: Im Abgrund der Wut. Zur Kultur und Literaturgeschichte des Zorns. Freiburg/Breisgau 2012. (= Rombach Wissenschaften. Reihe Litterae. Bd. 107)
Das Seminar findet hauptsächlich vom 18. bis zum 21. Februar 2025 als Blockveranstaltung statt. Bitte beachten Sie, dass während der gesamten Dauer des Blocks und der Vorbesprechungen Anwesenheitspflicht besteht. Das Seminar erfordert eine umfangreiche Lektüre, um die theoretischen Konzepte und Beispiele zu diskutieren.
- Kursleiter/in: Rupert Gaderer
- Kursleiter/in: Lisa Marie Hulß