Das 19. Jahrhundert war für das Osmanische Reich eine Zeit grundlegender gesellschaftlicher, politischer und auch kultureller Veränderungen, die in ihrer Konsequenz die Transformation des theokratisch-fundierten osmanischen Vielvölkerstaates zu einem säkularen modernen Nationalstaat einleiteten. Begleitet bzw. bedingt wurde dies von einem grundsätzlichen Wandel des politischen Denkens im Osmanischen Reich. Im Mittelpunkt des Seminars soll die Analyse der auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen des Reiches sich vollziehenden Säkularisierungsprozesse stehen sowie die diesen Prozess begleitenden vielschichtigen Diskurse. Von größter Bedeutung ist in diesem Kontext die Genese von gesellschaftlicher Akteursgruppen als Träger politischer Konzepte, so insbesondere die Entstehung der türkischen Reform- und Nationalbewegung.
Im Zentrum des Seminars soll die Untersuchung der verschiedenen Entwicklungsstufen der türkischen Nationalbewegung stehen, die programmatisch-ideologische Entwicklung und die Politik der Jungtürken von den 1890er Jahren bis 1918 sowie die Genese des Kemalismus. Nicht zuletzt wird es um bevölkerungs- und identitätspolitische Visionen und die mit Gewalt- und Vernichtungsmaßnahmen einhergehende Politik des Social Engineering im Übergang vom osmanischen Vielvölkerstaat zum türkischen Nationalstaat gehen.
- Kursleiter/in: Medardus Brehl
- Kursleiter/in: Mihran Dabag