Die Beziehung von Lohnabhängigen zu ihrer Lohnarbeit in modernen, d.h. kapitalistisch organisierten Gesellschaften, ist nicht nur ein Hauptthema der Arbeitssoziologie, sondern Referenz zu einer grundsätzlich sozialtheoretischen Fragestellung: Wie beeinflussen sich Struktur (z. B. Lohnarbeitsverhältnisse) und Subjekt (z.B. Lohnabhängige) gegenseitig? In diesem Seminar betrachten wir das Verhältnis zwischen Struktur und Subjekt aus einer explizit subjektorientierten Perspektive. Was heißt das? Wir untersuchen, wie Anforderungen und Widersprüche auf die Individuen in der modernen Lohnarbeit einwirken und wie diese damit (gedanklich) umgehen, welche Vorstellungen sie von der Gesellschaft haben, wie sie ihre Arbeit wahrnehmen und welche Orientierungen und Denkweisen sie in der Arbeit, d.h. letztlich in ihrem Handeln antreiben.
Das Seminar gliedert sich in drei Teile: Der erste Teil (Sitzung 1-3) thematisiert die Charakteristika der Lohnarbeit bzw. der Arbeit im Kapitalismus, beleuchtet historische Entwicklungslinien der Lohnarbeit und verbindet dies unter Rückgriff auf Karl Marx mit dem Begriff der Entfremdung. Im zweiten Teil (Sitzung 4-6) behandelt das Seminar klassische Studien zum Arbeiterbewusstsein und wendet sich damit dem Denken der Subjekte bzw. der Analyse der Konstitution von Gesellschaftsbildern und Arbeitsorientierungen zu. Im dritten Teil (Sitzung 7-12) werden schließlich Texte gelesen, die nach oder in Auseinandersetzung mit den klassischen Arbeiterbewusstseinsstudien entstanden sind und sich subjektorientiert mit den Leistungen und Ansprüchen, den Interessen und Orientierungen von Lohnabhängigen befassen.
- Kursleiter/in: Martin Lenzner