âPassing bedeutet, als jemand anders zu passieren, als jemand anderes wahrgenommen zu werden oder auch irgendwo durchzukommen, an Grenzen, bei Auswahlverfahren etc.â (Ahmed 2005). Passing beschreibt in den Sozialwissenschaften die Erfahrung, dass die eigene Zugehörigkeit zu einer sozialen, meist von Diskriminierung betroffenen Gruppe nicht (an)erkannt wird. Es ist bedingt durch die Wahrnehmung und Nichtwahrnehmung von Differenz. In bestimmten Situationen âpassierenâ zu können entscheidet uÌber soziale Teilhabe, Sicherheit und Unversehrtheit. Passing ist dabei eng mit der medialen Funktion von Sichtbarkeit verknuÌpft. Das Konzept hat sich deshalb nicht nur fuÌr die kritische WeiĂseinsforschung, die Gender, Queer, Trans und Disability Studies als produktiv erwiesen, sondern bietet gerade auch aus medienwissenschaftlicher Perspektive Anlass, ZusammenhĂ€nge von Sichtbarkeit und Anerkennung, hegemonialer ReprĂ€sentationspolitik und sozialer Teilhabe zu verkomplizieren sowie nach den Bedingungen und Möglichkeiten von IdentitĂ€t und Zugehörigkeit zu fragen. Ausgehend von Aushandlungen in Literatur, audiovisuellen Medien und Popkultur, etwa Diskursen um illegitime (kulturelle) Aneignung wie des Blackfishing, widmet sich das Seminar den Ambivalenzen und Bruchlinien von Passing-Diskursen: WĂ€hrend als jemand anderes durchzugehen dichotome Ordnungen der Zugehörigkeit punktuell durchkreuzen mag, geschieht dieser âSeitenwechselâ (USA/UK/CAN 2021) unter der Bedingung, bestehende Macht- und an das Primat der Sichtbarkeit geknuÌpfte DifferenzverhĂ€ltnisse zu stabilisieren. Welche nicht-anerkennungslogischen Strategien sozialer Lesbarkeit und Zugehörigkeit öffnen oder verunmöglichen Passing-Diskurse?
Aischa Ahmed (2005): âNa ja, irgendwie hat man das ja gesehenâ. Passing in Deutschland - Ăberlegungen zu ReprĂ€sentation und Differenz.â In: Maureen Maisha Eggers et al.: Mythen, Masken und Subjekte. Kritische WeiĂseinsforschung in Deutschland Unrast, MuÌnster.
Seitenwechsel (orig. Passing), R: Rebecca Hall, USA/UK/CAN 2021
- Kursleiter/in: Vera Mader