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Der spätere Jakobiner Georg Forster (1754–1794) legt mit seinen Ansichten vom Niederrhein (1791) eines der Hauptwerke spätaufklärerischer Reiseliteratur vor. Der Text beruht auf einer im Frühjahr 1790 gemeinsam mit Alexander von Humboldt unternommenen Reise von Mainz den Rhein hinab über die Festung Ehrenbreitstein, Köln und Düsseldorf ins aufständische Flandern und nach Amsterdam (wo der zweite Teil der Reise mit der Überfahrt nach London begann, deren Verschriftlichung Forster jedoch selbst nicht abschließen konnte).

In seinen Ansichten vom Niederrhein präsentiert Forster ‚Ansichten‘ im doppelten Wortsinne: es sind mit großer Sprachkraft ‚gemalte‘ Prospekte des Gesehenen; es sind aber auch Meinungen, Werturteile, Einsprüche. Als fleißiger Rezensent von Reisebeschreibungen und als Verfasser einer Reise um die Welt (1778/80) ist er ausgewiesener Experte und Praktiker: Schreibszenen, inszenierte Authentizität und Gesten der Privatheit kontrastiert Forster mit Aufrissen naturkundlicher Streitfragen oder mit betont subjektiven Kunstbetrachtungen (auch hier: ‚Ansichten‘ im doppelten Sinne); Beschreibungen von Natur- oder Stadtlandschaften stellt er neben Überlegungen zu sozialen Verhältnissen und Schilderung von Revolutionsbewegungen.

Aus heutiger Sicht bewegen sich Forsters Ansichten vom Niederrhein damit nicht nur zwischen empfindsamem und politischem Reisebericht, sondern auch zwischen Nature Writing, kritischer Sozialreportage und Psychogeography – Gründe genug, dieses Werk in genauen Lektüren und im Kontext neuerer Forschungsansätze zu diskutieren!


Semester: SoSe 2024
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