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Im Jahr 2000 prägten der Atmosphärenchemiker Paul J. Crutzen und der Biologe Eugene F. Stoermer einen Begriff, der das Ausmaß des menschlichen Einflusses auf die Geologie und Ökosysteme der Erde definieren sollte: das Anthropozän. Rasch löste sich dieser Begriff aus seinem ursprünglichen Kontext und fand Verbreitung in verschiedenen akademischen und künstlerischen Disziplinen. Aber was bedeutet es eigentlich, im Zeitalter des Anthropozäns zu leben?

Die vielfältigen ökologischen Krisen des Anthropozäns markieren zugleich eine „Krise der Imagination“ (Buell), die ein neues Verständnis der Natur, der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt sowie der Verflechtungen jenseits des Menschlichen erfordert. In diesem Seminar erforschen wir daher das Potenzial der Performing Arts als Medium für eine Neuinterpretation und Umgestaltung etablierter Wahrnehmungsweisen, Wissensbeständen und Beziehungen. Im Fokus stehen künstlerische Arbeiten, die nicht nur inhaltlich die Herausforderungen des Anthropozäns thematisieren, sondern sich auch ästhetisch auf das neue Zeitalter einlassen und innovative Formen erproben.

Durch die Auseinandersetzung mit schmelzendem Gletschereis vor der Tate Gallery of Modern Art, aktivistischen Besetzungen von Wäldern oder spekulativen Fabulationen im Bereich des Indigenous Futurism begegnen wir im Seminar verschiedenen poetischen Ausdrucksformen des Anthropozäns und suchen nach Traditionen sowie Brüchen in der Darstellungs- und Inszenierungsweisen von geologischen Ereignissen, klimatischen Vorgängen oder nicht-menschlichen Körpern. Wie reagieren die Performing Arts auf das Anthropozän und welche Versuche der Umgestaltung finden sich?

Das Seminar positioniert sich im interdisziplinären Feld der Environmental Humanities. Mit Theorien aus dem Bereich des Ecocriticism sowie insbesondere marginalisierten Perspektiven auf das Anthropozän werden nicht nur künstlerische Arbeiten auf Poetiken des Anthropozäns und deren reflexives Potential hin befragt, sondern auch das Konzept des Anthropozäns selbst und die ihm zugrunde liegenden Vorstellungen kritisch hinterfragt.

Semester: SoSe 2024
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