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Es ist inzwischen ein Konsens geschichtstheoretischen Denkens, dass »Geschichte« das Ergebnis eines jeweils in der Gegenwart stattfindenden, (re)konstruktiv-ordnenden Umgangs mit Vergangenem ist. Die spezifischen Strukturen der Medien, mittels derer historische Narrative konstruiert werden, sind in diesem Prozess konstitutiv für die entlang dieser Strukturen und Regeln erzählten Geschichte. So war der Medienphilosoph Vilém Flusser der Meinung, dass »Geschichte« als Modus des Umgangs mit Vergangenheit grundsätzlich vom Medium der Schrift geprägt und abhängig sei. Vor diesem Hintergrund stellt der Medienwandel, die Ablösung der Schrift als Leitmedium durch digitale Medien und technische Bilder für Kulturen und Gesellschaften, in denen »Geschichte« als unhintergehbarer Referenzpunkt der Selbstverortung gilt, eine besondere Herausforderung dar.

Dieser Herausforderung möchten wir uns im Seminar stellen, indem wir die den neuen Medien eigenen Einflüsse auf das Erzählen von »Geschichte «, insbesondere des Zweiten Weltkriegs, der Kriegsverbrechen und des Holocaust in den Blick nehmen. Die maßgebliche Unterscheidung wird hier zwischen synchronen und asynchronen Medien liegen, mit besonderem Schwerpunkt auf YouTube und Computerspielen. Dabei wollen wir Fragen stellen wie: Wie verändern sich vermeintlich themengleiche Inhalte, wenn sie in verschiedene Medien überführt werden? Was überhaupt wird »Geschichte« sein und welche Gestalt wird sie haben, wenn sie nicht mehr vor allem schriftlich textuell, sondern technisch visuell generiert wird? Wie bedeutsam sind Sprecher:innenpositionen und wie werden diese markiert beziehungsweise mit Gewicht versehen? Welche Konsequenzen hat es für Geschichtsbilder und ihre Viabilität, wenn die »Geschichte« durch die spielerische Agency der Rezipienten etwa in Computerspielen veränderbar erscheint? Welchen Einfluss haben die Aufmerksamkeitsökonomie und die damit verbundenen Paradigmen der Werbetauglichkeit auf das Erzählen von Geschichte?

Die im Seminar betrachteten Medien sind englischsprachig ebenso wie Teile der grundlegenden Forschungsliteratur. Es ist daher unerlässlich, über solide passive Sprachkenntnisse des Englischen zu verfügen. Die Seminar- und Diskussionssprache ist Deutsch.

Semester: WiSe 2023/24
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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