Options d'inscription

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts erlebt die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland tiefgreifende Reformen, die das Arbeitsmarktregime transformieren, die vielfach mit den „Hartz-Reformen“ verknĂŒpft werden. AnsĂ€tze des ‚Fördern und Fordern‘, die Maßgaben den BĂŒrger*innen, jetzt Kund*innen mehr zuzutrauen und zuzumuten, Potentiale und Personen zu aktivieren und eine Dienstleistungs-orientierte Verwaltungsmodernisierung sind die zentralen Eckpfeiler im Umgang mit Arbeitssuchenden. FĂŒr das Feld von Migration und Flucht zeichnet sich zudem eine enger werdende VerknĂŒpfung von Erwerbsarbeit, dem Recht auf Arbeit, Aufenthaltsstatus und sozialen Rechten ab, wie etwa die Ausbildungsduldung zeigt.
Dabei sind die VerĂ€nderungen im Arbeitsmarktregime nicht nur eine Frage der Politikformulierung, sondern auch der Praxis in Organisationen, von der abhĂ€ngt, wie neue Vorgaben umgesetzt werden. Aus dieser Perspektive entsteht in jĂŒngerer Zeit eine wachsende Forschungsliteratur, einschließlich empirischer Studien, die sich dem „Inneren“ von BĂŒrokratien und anderen, öffentlichen und halb-öffentlichen Organisationen widmen, vor allem der Organisations-internen Praxis, den dieser Praxis zugrundeliegenden Interpretationsprozessen, RollenverstĂ€ndnissen und den Interaktionen mit Klient*innen, Kund*innen und anderen Adressat*innen. Neuere Arbeiten schließen an die Theorie der street-level bureaucracy an und nutzen zunehmend auch Konzepte emotionaler und affektiver Arbeit. Dabei stehen vielfach Arbeitsamt und Job-Center im Zentrum der Forschung, seltener Wohlfahrtsorganisationen und andere non-profit Organisationen, die TĂ€tigkeiten des Arbeitsmarktregimes erfĂŒllen. Im Anschluss an diese Forschungslanschaft befassen wir uns in diesem Forschungsmodul theoretisch mit AnsĂ€tzen, die sich mit dem „Inneren“ von Organisationen befassen, mit Praktiken, HandlungsspielrĂ€umen, Interaktionen, der Relevanz verschiedener RationalitĂ€ten und der Rolle von Emotionen. Thematisch konzentriert sich unsere Fragestellung auf das Feld der Arbeitsvermittlung, deren politische und rechtliche Transformationen und deren Bedeutung fĂŒr verschiedene, oft marginalisierte Gruppen. Empirisch werden wir mit Methoden der qualitativ-rekonstruktiven Sozialforschung vorgehen. Entsprechend werden wir in diesem Forschungsmodul die theoretische und thematische Literatur erarbeiten und uns mit verschiedenen qualitativen und ethnografischen Methoden befassen. Darauf aufbauend konzipieren die Teilnehmer*innen eigenstĂ€ndige ihre Forschungsprojekte, einzeln oder in kleinen Gruppen, und fĂŒhren sie durch, von dem Entwurf des Forschungsdesigns, ĂŒber Erhebung, Datenanalyse und der schriftlichen Darstellung der Ergebnisse. Als Untersuchungsfelder oder -Gegenstand kommen verschiedene Organisationen der Arbeitsverwaltung, -Vermittlung und -UnterstĂŒtzung in Frage wie beispielsweise Jobcenter, Wohlfahrtsorganisationen, ProjekttrĂ€ger oder Weiterbildungs- und andere Trainings-Anbieter. Sinnvoll fĂŒr die Eingrenzung wird auch ein spezifischer Fokus auf eine Zielgruppe der Angebote sein, beispielsweise Langzeitarbeitslose, FlĂŒchtlinge, EU-BĂŒrgerinnen oder Frauen, ‚schwierige Jugendliche‘ und andere marginalisierte oder vulnerable Gruppen.
Semester: WT 2023/24
Auto-inscription (Teilnehmer/in)
Auto-inscription (Teilnehmer/in)