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Teil 1: „Alternativen. DDR-Literatur, wiedergelesen oder neu entdeckt“ (Ringvorlesung), für Interessierte aller Semester, GB 04/86, mittwochs, 12.00 Uhr (s. t.) bis 13.30 Uhr
Teil 2: „Leseland und Buch als Waffe. Buchkultur und Literaturpolitik in der DDR“ (Seminar), für Interessierte aller Semester, GB 04/86, freitags, 10.15 bis 11.45 Uhr

Schon mehr als eine Generation ist Deutschland vereinigt und noch immer „spukt“ die DDR in den Köpfen herum. Sie provoziert Diskussionen um einen „Unrechtsstaat“, weckt nostalgische Erinnerungen an Trabis, Sandmännchen & Co und steht im Hintergrund mancher Erörterungen, warum Menschen in Ostdeutschland oft zu anderen Einsichten oder Meinungen kommen als der (westdeutsche) Mainstream. Sei es, dass die Erfahrungen im Transformationsprozess nach 1990 sehr einschneidend waren, sei es, dass die Wirkkraft des sich „sozialistisch“ nennenden Systems etwa durch familiäre Traditionen mannigfach bewahrt bleibt – spannend ist es allemal, sich mit diesem „anderen“ Deutschland zu befassen. Einen breiten Zugang dazu liefert die sehr vielgestaltige Literatur aus der DDR und die sie tragende Buchkultur.

Das gedruckte Buch hatte in der DDR einen enormen Stellenwert, der mit dem literarischen Markt im Westen kaum zu vergleichen ist. Denn Bücher entstanden oft in einem spannungsreichen Prozess, es wurde um Sätze, Worte, manchmal Silben gestritten und gekämpft – und nicht wenige Buchprojekte fielen der Zensur, aber auch der Selbstzensur zum Opfer.

Das Modul möchte mit einem breiten Angebot an Informationen und Interpretationen nicht nur zu einem Kennenlernen oder zu Neu-Entdeckungen von Texten und Büchern (sowohl der Schönen Literatur als auch anderer Genres, z. B. Sachbüchern oder wissenschaftlichen Publikationen) einladen, um auf diese Weise das Phänomen DDR zu erkunden. Vielmehr sollen auch die Entstehungsbedingungen, die Wirkung von Literatur und die Methoden ihrer Lenkung, Steuerung, Kontrolle und (notfalls auch) Verhinderung in den Blick geraten. Mit dem in der späten DDR sehr populären Begriff „Leseland“ wird eine Kategorie aufgegriffen, die diesem mehrfachen Zugriff – auf die Bücher und Texte wie auf ihre LeserInnen und SchreiberInnen – Rechnung trägt und damit über eine besondere Facette in der SED-Diktatur und der von ihr geprägten Gesellschaft aufklären will. Eigene Leseerfahrungen sind dabei nicht von Nachteil, wichtiger aber ist die Freude daran, neue Eindrücke zu sammeln und sich auf diese „alten“ Texte neu einzulassen.
Semester: WiSe 2024/25
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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