Der Begriff „parasite“ bezeichnet im Französischen ein Dreifaches: Erstens einen Organismus, der von einem anderen Organismus lebt (etwa eine Schmarotzerpflanze oder ein Schmarotzertier); zweitens einen Gast, der die Gastfreundschaft überbeansprucht; und drittens ein technisches Störgeräusch oder Rauschen. Alle drei Bereiche zeichnen sich dadurch aus, so der Medienphilosoph und Wissenschaftshistoriker Michel Serres, dass sie auf Relationen und Beziehungen beruhen. Die hauptsächliche Operation des Parasiten ist das Abzweigen von Nachrichten, Nahrung, Geld, Information oder anderen materiellen Elementen. „Kein System“, so die stets proteushafte Formel von Serres in „Der Parasit“ (frz. 1980), „ohne Parasit“. Neben dem Modell des Parasiten untersuchte Serres die zentralen Operationen von Medien am Beispiel des Boten. Die Aufgabe des Boten – sei es der antike Götterbote Hermes oder die christlichen Engel – ist es, unterschiedliche Welten zu verbinden. Auffallend ist, dass bei der personalen Übermittlung des Boten die eigene Persönlichkeit zurückgenommen wird, weil der Bote meistens keinen Anteil an der Entstehung der übermittelten Nachricht hat. Es ist kein Zufall, dass Serres sowohl in seiner Studie über das Parasitäre als auch in „Die Legende der Engel“ (1993) einerseits literarische Texte heranzieht und andererseits selbst eine poetische Sprache entwickelt, um den Parasiten und den Boten als mediale Figuren zu rahmen. Das Seminar wird ausgehend von den beiden Texten Serres, den Spuren von Parasiten und Boten in der deutschsprachigen Literatur sowie der poetischen Schreibweise von Wissenschaftsprosa nachgehen.
Nach einer ersten Sitzung zu Beginn des Wintersemesters finden die Blocktermine im Februar 2023 statt.
Nach einer ersten Sitzung zu Beginn des Wintersemesters finden die Blocktermine im Februar 2023 statt.
- Kursleiter/in: Jonas Martin Barczik
- Kursleiter/in: Rupert Gaderer
- Kursleiter/in: Madeleine Landsberg Scherff
Semester: WiSe 2024/25