Der römische Palastbau in Renaissance und Barock (040602-WiSe22/23)

Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Bauformen und funktionellen Zusammenhänge des wichtigsten Bautyps der römischen Profanarchitektur im Zeitraum vom Beginn des 15. Jahrhunderts, als die Päpste in die Ewige Stadt zurückkehrten, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Bedingt durch Verfassung und Struktur des Papsttums kennzeichnet die frühneuzeitlichen Eliten in Rom ein relativ hohes Maß an sozialer Mobilität. Der Aufstieg eines Prälaten und seiner Familie durch die Verleihung des Purpurhutes oder gar seine Wahl zum Nachfolger Petri war häufig Anlass für die ambitioniertesten Um- und Neubauten von Stadtpalästen, um dem neugewonnenen sozialen und politischen Rang des Amtsträgers und seiner Familie einen entsprechenden baulichen Rahmen zu geben. Im Zentrum der Betrachtung stehen folglich die Kardinals- und Familienpaläste und die baulichen Mittel der Selbstdarstellung, zu denen nicht nur die Verwendung bestimmter architektonischer Motive, sondern auch die wirkungsvolle Einbindung des Baus in den städtischen Kontext gehörte. Einen weiteren Kernpunkt bilden die verschiedenen Funktionszusammenhänge, insbesondere der Konnex zwischen der Raumdisposition und den zeremoniellen Gepflogenheiten in der Hauptstadt des Kirchenstaats. Ausstattungsfragen (die Präsentation von Antikensammlungen, Ausschmückung mit Skulptur und Malerei) werden gleichfalls zu berücksichtigen sein. Auf die Wohnbauten von herausragenden Einzelpersonen, etwa Künstlern, und den Spezialfall der päpstlichen Residenzen wird demgegenüber nur peripher eingegangen werden können. Gleiches gilt für die Repräsentationsbauten der städtischen Institutionen. Einzelne Schlaglichter werden schließlich auf die Rezeption der römischen Paläste in der Profanarchitektur des übrigen Europas geworfen. Lektürehinweise: Frommel, Christoph Luitpold, Der römische Palastbau der Hochrenaissance (Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, 21), 3 Bde., Tübingen 1973. Waddy, Patricia, Seventeenth-Century Roman Palaces. Use and the Art of the Plan, Cambridge (MA) 1990.