Dystopische und postapokalyptische Motive stehen heute im Mittelpunkt der Science-Fiction.
Der futurisch gewandte Kulturpessimismus hatte schon vor „Corona“ Konjunktur, zumeist in
Form negativer Utopien, die, in der Tradition von Orwells „1984“, schwarze Visionen einer
politisch oder ökonomisch zu Grunde gerichteten Gesellschaft zeigen. Postapokalyptische
Stoffe treiben ihre Figuren nach dem Muster der „Mad Max“-Filme in zukünftige Welten,
welche die Vernichtung der gegenwärtigen Zivilisation thematisieren, sei es durch atomare
oder biologische Kriege, Naturkatastrophen, Umweltzerstörung, transhumanistische
Entwicklungen, kosmische Bedrohungen oder auch Seuchen.
Die Analogie zur Tradition der (religiösen) Mahnliteratur liegt auf der Hand. Gewarnt wird
vor verheerenden Fehlentwicklungen, die sich aus gegenwärtigen Missständen ableiten lassen:
die negative Utopie als Kritik der Gegenwart. Unübersehbar ist auch die Nähe zu
Zivilisationsromanen und -filmen. Vielfach dienen die breit ausgemalten Endpunkte nur dazu,
den Boden für die Vision eines Neuanfangs bereitzustellen: den Beginn einer besseren Welt.
Doch der Verweis auf erhobene Zeigefinger oder den „utopischen Rest“ der Endzeitszenarien
reicht nicht aus, um den enormen Publikumserfolg dieser Formate zu erklären.
Wir werden die Lust am Untergang auf verschiedenen Ebenen untersuchen, etwa mit Blick auf
die uralte „Lust am Tragischen“, die sich durch die Geschichte des Theaters zieht. Im Zentrum
steht die Frage, ob es primär um die Warnung vor universellen Katastrophen geht oder aber
um den Entwurf fiktionaler Spielfelder für kleine Fluchten aus dem noch zivilisierten Alltag.
- Kursleiter/in: Guido Hiß
- Kursleiter/in: Catherin Persing