Diese Veranstaltung ist Teil des Optionalbereichsmoduls "Körper im Raum – politische Dimensionen des Theaters in pandemischen Zeiten" und nur im Optionalbereich zu belegen!
Gegenstand dieses Seminars ist der menschliche Körper und dessen (politisches) Machtpotenzial. Die zentrale Fragestellung soll dabei lauten, inwieweit wir uns mit diesem Körper politisch in der Welt verhalten: Tun wir dies aktiv, nutzen wir den Körper als Ausdrucksmittel politischer Anliegen und Forderungen in Form einer künstlerischen Aktion oder eines öffentlichen Protests? Oder lassen wir unsere Körper als Instrument politischer Ideologien seitens eines Staatsapparats miss-brauchen?
Der Schwerpunkt unserer Untersuchungen soll auf den Folgen des Gebrauchs der Körper liegen: Welche Auswirkungen kann es haben, wenn Körper bei choreographischen Anordnungen im öffentlichen Raum aufeinandertreffen und gemeinsam agieren? Oder, von einer anderen Seite aus betrachtet: Was bedeutet es, wenn solch ein Zusammenkommen nicht möglich ist und wir zu physischer Distanz angehalten sind, wie nun bereits seit beinahe einem Jahr im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie?
Einen klaren Blick darauf, wie vulnerabel der menschliche Körper auch sein kann, lassen darüber hinaus zahlreiche weltpolitische Ereignisse abseits des Pandemiegeschehens zu:
Massenverhaftungen im Zuge öffentlicher Proteste, von denselben ausübenden Staatsorganen schonungslos verübte Gewalt gegen die Protestierenden, der Mord an dem US-Amerikaner George Floyd oder die Vergiftung des Kreml-Kritikers und demokratischen Politikers Alexei Nawalny sind nur einige Beispiele dafür, wie ein Körper zum Politikum wird und wie nah physische Macht und Ohnmacht beieinander liegen.
Angesichts dieses gesellschaftspolitischen Fokus’ auf den (privaten) Körper stellt sich die Frage:
Können wir mit diesem überhaupt unpolitisch agieren?
Durch die Analyse sowohl historischer als auch zeitgenössischer Beispiele politischer „Bewegungen“ im öffentlichen Raum wollen wir uns einer Antwort auf diese Frage nähern. Das Seminar bewegt sich dabei an der Schnittstelle zwischen philosophischen Theorien und soziologischen sowie theater- und tanzwissenschaftlichen Diskursen. Der politisch agierende Körper soll hierbei vor dem Hintergrund darstellender Künste abseits des klassischen Theaters betrachtet werden. Insofern richtet sich das Seminar in erster Linie an Studierende, die bereits praktische Erfahrungen im Bereich Tanz, Performance, oder der choreographierten Intervention haben oder ein intensives Interesse an der Auseinandersetzung mit diesen Formaten zeigen.
- Kursleiter/in: Laura Biewald