Territoriale Grenzen werden in mediale Träger, technische Infrastrukturen und standardisierte Verfahren implementiert. Die Leistung von Medien erschöpft sich in diesen Fällen keineswegs in der Vermittlung, sondern sorgt insbesondere für das nachhaltige Trennen von Akteuren. Medien sind zwar potentiell in der Lage, Grenzen zu überwinden, sie sind aber ebenso notwendig, um diese zu erhalten und zu verstärken. Grenzen wären ohne Medien nicht denkbar.
Um dieses Verhältnis zu verstehen, untersucht das Seminar – anhand gegenwärtiger und historischer Beispiele – die Wechselwirkungen zwischen medialen Gefügen und territorialen Grenzen. Verschiedene interdisziplinäre, theoretische Ansätze (u.a. von Wendy Brown, Susan Leigh Star oder Gilles Deleuze und Félix Guattari) sollen dabei helfen, das Verhältnis von Medien und Grenzen beschreibbar zu machen und seine politischen und gesellschaftlichen Dimensionen zu analysieren.
Die Gegenstände des Seminars reichen von groß angelegten Standardisierungsprojekten um 1900 bis hin zur restriktiven Migrationspolitik der Europäischen Union. Die Untersuchungen bewegen sich zwischen den Hoffnungen auf eine grenzenlos vernetzte Welt und den zahllosen Barrieren, an denen diese immer wieder scheitern. Sie kulminieren in zeitgenössischen Debatten über „das Smartphone als Fluchthelfer“, über urbane „No-Go-Areas“ oder über Mauern als repräsentative Befestigungsanlagen nationalstaatlicher Identitäten.
Der Kurs richtet sich an fortgeschrittene Bachelor-Studierende der Medienwissenschaft. Regelmäßige Teilnahme, Lese- und Diskussionsbereitschaft werden vorausgesetzt. Für einen Teilnahmenachweis sind zudem das Verfassen von Lesekarten und das Mitwirken in einer Expert_innengruppe erforderlich. Für den Erwerb eines Leistungsnachweises wird zusätzlich das Schreiben einer Hausarbeit gefordert. Die wöchentlichen Sitzungen werden – pandemiebedingt – via Zoom abgehalten. Die zu lesenden Texte werden online auf moodle zur Verfügung gestellt.
Das Seminar ist Teil der systematischen Module Mediengeschichte und Medientheorie / Mediensysteme und Medienpolitik im Rahmen des Bachelor-Studiums des Instituts für Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum.
- Kursleiter/in: Robin Schrade