Opciones de matriculación

Walther von der Vogelweide gilt als bedeutendster Lyriker der deutschen Literatur des Mittelalters. In den Jahrzehnten um 1200 hat er die noch jungen Traditionen des Liebesliedes und der Spruchdichtung wegweisend erneuert. Seine Lieder und Sangsprüche zeigen dabei, wie sich die höfische Lyrik in einer entscheidenden Phase ihrer Geschichte inhaltlich, formal und funktional differenziert entwickelt: Walthers Liebeslieder erweitern den Minnesang um bis dahin nicht gekannte neue Ausdrucksmöglichkeiten (Vielfalt der ich-Stimme), Liedformen (Inszenierung von Weiblichkeit) und Liebeskonzepte (Entwürfe gegenseitiger Liebe); seine Sangsprüche vollziehen erstmals den Schritt zu politischer Lyrik, die zeitkritisch über die Verhältnisse von Herrschaft und Macht handelt, und zwar so, dass Literatur nun zum Medium öffentlicher Kommunikation wird. Nicht zuletzt geht Walther darin neue Wege, dass seine Lyrik die prekäre Stellung von Kunst und Literatur in der Gesellschaft realitätsgesättigt thematisiert.

Im Seminar werden wir solche Walther-Texte behandeln, die in verschiedenen Fassungen erhalten sind und die durch ihre Bedeutung für die diskursiven Traditionen von Liebe, Politik und Kunst um 1200 herausragen. Ob und wie unter dieser Perspektive eine neue Sichtweise auf die Lyrik Walthers zu gewinnen ist, wird dann mit dem Blick auf jüngere und jüngste Forschungspositionen zu fragen sein.


Semester: ST 2024
Auto-matriculación (Teilnehmer/in)
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