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Im Performance-Theater besteht vor der Verwendung der geformten, poetischen Sprache eine gewisse Scheu, seit der rezitierende Schauspieler von der Bühne vertrieben worden ist. Interessanter Weise hat das Poetische in den letzten Jahren im zeitgenössischen Tanz und in politischen Diskursen Konjunktur erfahren. Die Tanzwissenschaftlerin Bojana Cvejić beschreibt in »Post Dance« (2017) die Migration des Tanzes aus den zunehmend erschöpften Körpern der zeitgenössischen Tänzer*innen und seine Transformation in Text. Poesie, gefasst als “incorporeal dance“, ereignet sich jenseits der Positivität der Körper. Der Philosoph Franco>Bifo< Beradi sieht in der Poesie sogar das Mittel, das uns zum Aufstand gegen die Finanzwirtschaft befähigt (in »Der Aufstand. Über Poesie und Finanzwirtschaft«. 2015). Jenseits der Ordnung der Körper und des Kapitals, öffnet das Poetische einen Raum, den es zu gestalten gilt.

Im theoretisch-praktischem Seminar wollen wir das Potenzial des Poetischen auch für die Performance (neu)erkunden und sowohl zeitgenössische Denkanstöße als auch Perspektiven der experimentellen Poesie des frühen 20 Jh. diskutieren. Dabei stellt sich die Frage, was wir als „poetische“ Qualität/Dimension/Funktion einer Performance verstehen, als auch, inwieweit ein poetischer Text an sich Performanz besitzt; und gerade in seiner Anordnung von Silben, Wörtern und Sätzen, Aufführung impliziert. Diskutiert werden sollen künstlerische Positionen zwischen experimentellem Poesie-Vortrag (Lautpoesie, Beat-Generation) und Tanz- und Performancekunst, die konkret mit poetischem Text arbeitet oder eine poetische Dramaturgie besitzt (Mette Edvardsen, Bryana Fritz).

Praktische Übungen werden das Seminar begleiten. Wir gehen von zeitgenössischen poetischen Texten (Babara Köhler, Elke Erb u.a.) aus; lesen sie, testen Leseszenarien, und erkunden zu welchen künstlerischen Formaten, uns die Arbeit mit poetischen Strukturen führt. Zum Abschluss des Seminars besteht die Möglichkeit als Prüfungsleistung kleinformatige künstlerische Arbeiten zu entwickeln und sie online oder gegebenenfalls im kleinen Rahmen zu präsentieren.


Semester: WiSe 2024/25
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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