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„Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent!“ So diffamiert Goethe in einer Zeile eines Sturm und Drang-Gedichts einen Berufsstand, der sich in der Aufklärung herausbildete: die (Literatur-) und Theaterkritik als Öffentlichkeitsinstanz, die über die Aufführungen urteile. Zwischen „produktiver“ und „zerstörender“ Kritik unterschied etwa Goethe, der selbst als Rezensent tätig war.

Einführungsseminare in das kulturjournalistische Schreiben werden mittlerweile an vielen philologischen Instituten angeboten, um Studierenden ein handwerkliches Wissen für einen möglichen journalistischen Berufseinstieg anzubieten. Unberücksichtigt bleibt dabei oft, den theoretischen und historischen Rahmen der spezifischen Textsorte Rezension zu explorieren. Die im Medienumbruch so oft diagnostizierte Krise der Literatur-, Kunst- und Theaterkritik ist dabei genauso alt wie die Textgattung selbst. Ziel des Seminars soll daher sein, die wichtigen historischen und theoretischen Kapitel der Theaterkritik zu beleuchten, bevor es in einem zweiten Schritt um die praktische Umsetzung gehen kann.

Als theoretischer Lektüre- und Diskussionseinstieg bietet sich Jürgen Habermas' „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ an, um eine historische Kategorisierung eines Zentralbegriffs der Publizistik, aber auch der Literatur- und Theaterkritik herauszuarbeiten. Daran könnte eine Erarbeitung der Thesen aus Friedrich Schlegels Äthenäums-Fragment anknüpfen. Vordergründig sollte es darum gehen, gattungsspezifische Potentiale herauszuarbeiten, die einem Erkenntnispotential durch die Kunstkritik Geltung verschaffen und diese epistemologische Dimension an bzw. neben die Stelle eines Urteils rücken. Diese spätromantische Kunstkritik, wie sie Friedrich Schlegel formuliert, wird in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre von Walter Benjamin analysiert sowie in seinen eigenen journalistischen Arbeiten rekontextualisiert. Anklang findet dies auch in Benjamins fruchtbarer Korrespondenz mit Bertolt Brecht, der über die „kulinarische Kritik“ spottete. Lohnenswert wäre es daher sicherlich auch, einen Blick in die Rezensionen Benjamins (sowie seinen Austausch mit Brecht) zu schauen, um zu diskutieren, wie er gesellschaftliche Themen (wie etwa den aufkommenden Faschismus) in der Literaturkritik aufgreift.

In der gemeinsamen Lektüre und Diskussionen können prägende Begriffe der Theaterrezension wie Kritik, Öffentlichkeit, Urteil, Erkenntnis oder die Rolle des Rezensenten herausgearbeitet werden. In einem zweiten Schritt könnten Strategien sowie der textlich-rhetorische Aufbau der Theaterrezension anhand von Beispielen aus der FAZ, SZ oder Die Zeit vermittelt werden. Abschließend können diese Erkenntnisse in eigenen Schreibversuchen umgesetzt und diskutiert werden.


Semester: WiSe 2024/25
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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