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Kants sogenannte „dritte Kritik“, die 1790 erschienene Kritik der Urteilskraft, schließt nach der Kritik der reinen Vernunft (1781/87) und der Kritik der praktischen Vernunft (1788) das kritische Unternehmen Kants ab. Dabei verfolgt Kant ganz verschiedene Motive, die sich in der komplexen DurchfĂŒhrung des Werks widerspiegeln: Ein neuer Zugriff auf die Frage, wie wir in Ă€sthetischen Urteilen zu Aussagen ĂŒber das Schöne kommen, im ersten Teil der „Àsthetischen Urteilskraft“, verbindet sich im zweiten Teil des Werks zur „teleologischen Urteilskraft“ mit der Frage, was es bedeutet, dass wir PhĂ€nomene in der Welt wahrnehmen, die wir als zweckmĂ€ĂŸig organisiert beurteilen. Das sind lebendige Organismen im Unterschied zu physikalischen Prozessen der Natur, die nach Gesetzen mechanistischer Determiniertheit ablaufen. Kants drittes Motiv besteht schließlich darin, in der Verbindung des Schönen mit dem Lebendigen zeigen zu wollen, dass Freiheit wirklich existiert. In diesem Sinn verfolgt die Kritik der Urteilskraft nichts Geringeres als die Integration von Theorie und Praxis, von Erkennen und Handeln, unter dem Dach einer neuen systematischen Einheit.

 Es ist klar, dass wir dieses bis heute höchst einflussreiche und herausfordernde Unternehmen Kants in seiner ganzen KomplexitĂ€t in einem Semester nicht erarbeiten können. Wir wollen uns auf die Frage der lebendigen Natur konzentrieren, die bei Kant allerdings weit ĂŒber eine bloß naturwissenschaftlich biologische Frage hinausgeht. Was macht Kant zufolge das Lebendige aus? Was hat seine Wahrnehmung mit der „reflektierenden Urteilskraft“ zu tun? Inwiefern folgt daraus ein neuer Naturbegriff? Und inwiefern soll sich aus der Reflexion auf das Lebendige zuletzt ein neuer moralischer Gottesbeweis ergeben, der uns garantiert, dass wir unsere moralischen GrundsĂ€tze erfolgreich umsetzen können?

 FĂŒr die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft zu intensiver Textarbeit und zur Übernahme eines Stundenprotokolls vorausgesetzt. Vorkenntnisse der Philosophie Kants sind sehr hilfreich und besonders erwĂŒnscht. Die Anschaffung der u.g. Textausgabe ist verpflichtend.

 Das Seminar wird digital durchgefĂŒhrt.

 Text:

Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. Hg. von Heiner F. Klemme. Philosophische Bibliothek 507. Hamburg: Meiner Verlag, 2009.

 Literatur:

Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. Klassiker Auslegen Band 33. Hg. von Otfried Höffe. Berlin/Boston: de Gruyter Verlag, 2. Aufl. 2018.


Semester: WiSe 2024/25
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