Wenn wir uns über die Wirklichkeit verständigen, dann tun wir das
oftmals in Form von Erzählungen. D.h. wir tauschen nicht bloß einzelne
Informationen aus, sondern erzählen einander kleine Geschichten. Diese
Geschichten folgen bestimmten Mustern: Sie spielen an bekannten Orten
und zu bekannten Zeiten, sie weisen typische Figuren auf, und sie sind
durch wiedererkennbare Handlungsverläufe gekennzeichnet, die uns helfen,
das Erzählte schnell einzuordnen.
Dies gilt auch für altchinesische
Geschichtsschreiber: Diese berichten nicht einfach nur, was passiert
ist, sondern erzählen vielmehr Geschichten aus dem Leben ihrer
Protagonisten. Das bedeutet nicht, dass diese Erzählungen frei erfunden
wären. Es impliziert jedoch, dass diese Autoren etablierten
Erzählkonventionen folgen, um der Erwartung ihrer Leserschaft zu
entsprechen, oder aber neue Erzählkonventionen prägen, um bestimmte
Ziele zu erreichen. Daher kann man nicht nur fragen: „Was ist wirklich
passiert?“ Sondern auch: „Was für eine Geschichte erzählt ein bestimmter
Autor, wie erzählt er sie, und warum?“
Mit dieser Perspektive wollen
wir uns in diesem Seminar vertraut machen und anhand ausgewählter
Textbeispiele üben, erzählende Quellen ‚als Erzählungen‘ zu
interpretieren. Grundlage sind neben der Sekundärliteratur vor allem
Texte aus der chinesischen Antike und dem chinesischen Mittelalter bis
zum Ende der Tang-Zeit (618-907 n.Chr.). Vorausgesetzt werden gute
Lesefähigkeiten in Deutsch und Englisch.
Erster Veranstaltungstag ist der - Achtung, geändert! - 22.04.2020. Die Anmeldung erfolgt über eCampus im Zeitraum 01.03.-27.04.2020, 00:00 Uhr. Die Abmeldung ist bis zum 04.05.2020, 00:00 Uhr, schadlos möglich.
Sprechstunde:
n.V., am besten schreiben Sie mir einfach eine Email an Paul.Fahr@rub.de.
- Kursleiter/in: Paul Michael Fahr