In der deutschen Literatur des Mittelalters sind Fragen der Wahrheit und Wahrheitsproduktion seit dem 12. Jahrhundert ein prägendes Thema, das in vielen Werken, Gattungen und Diskursen Profil gewinnt. Prägend wirken insbesondere die allgegenwärtigen Berufungen auf wahrheitsverbürgende Quellen, Autoritäten und Vorläufer, wie sie schon früh dazu dienen, der volkssprachigen Literatur zu eigener Geltung verhelfen. Beispiele dafür bieten etwa die Geschichtsdichtung, der höfische Roman, bibelepische Erzählungen und die Naturlehre. Das Seminar wird konkrete Textbeispiele – die Kaiserchronik, Gottfrieds von Straßburg Tristan, Konrads von Heimesfurt Diu Urstende – behandeln und das Wahrheitsthema anhand einiger Leitfragen erarbeiten: Ist das Thema zentral? Gibt es Texte, die es beispielhaft verhandeln? Wo stellt sich die Frage nach der Wahrheit und welche Kriterien sind dabei entscheidend? Woher stammen die Techniken des Begründens und des Beweisens? Sind die Techniken und Medien der Wahrheitsbeglaubigung von der literarischen Gattung abhängig?
In unserm Seminar liegt der Schwerpunkt auf der Arbeit an den Texten, der Diskussion und dem Austausch. Ein wesentliches Ziel ist zudem die Erweiterung des Blickfelds auf aktuelle Forschungen der Mediävistik.
Ausdrücklich eingeladen sind auch Bachelor- und Masterstudierende, die bereits an Arbeiten schreiben und ihr Thema vertiefen wollen.
Zur ersten Einführung: Volker Gerhardt: Der Wert der Wahrheit wächst, in: J.-C. Heilinger / J. Nida-Rümelin (Hgg.): Moral, Wissenschaft und Wahrheit, Berlin 2016, S. 131-144. – Die Textmaterialien und die Forschungsliteratur werden den Teilnehmer/innen in Moodle zur Verfügung gestellt.
Die Anmeldung erfolgt persönlich in meinen Sprechstunden oder via E-Mail.
- Kursleiter/in: Simon Aschemeier
- Kursleiter/in: Bernd Bastert
- Kursleiter/in: Juliane Bienert
- Kursleiter/in: Quirin Demmler
- Kursleiter/in: Manfred Eikelmann
- Kursleiter/in: Lina Herz
- Kursleiter/in: Christina Lechtermann
- Kursleiter/in: Michael Ott
- Kursleiter/in: Daniel Pachurka