Einschreibeoptionen

Vor dem Hintergrund des während der Spätaufklärung kontrovers geführten Religionsdiskurses zwischen Vertretern eines auf orthodoxer Bibelauslegung basierenden Offenbarungsglaubens einerseits und einer von übernatürlichen Offenbarungen unabhängigen philosophischen Theologie auf Grundlage der menschlichen Vernunft andererseits, waren die traditionellen Gottesbeweise (ontologischer, kosmologischer und physikotheologischer Beweis) für die vernunftbasierte philosophische Theologie von erheblicher Bedeutung, – bis Kant die traditionelle Metaphysik gerade aufgrund der ihr wesentlich zugehörigen, für ihn aber über keinerlei Beweiskraft verfügenden Gottesbeweise als gescheitert erklärte.

Hegels Anliegen dagegen ist es, insbesondere den ontologischen Gottesbeweis erneut „zu Ehren zubringen“ (Werke 16.163), wobei er weder die traditionellen Beweise neu auflegen noch Kants Kritik an ihnen vollständig abweisen will. Ihm geht es vielmehr um den Nachweis, dass dem ens perfectissimum des Beweises, also Gott, auch konkretes Sein zukommen und das Endliche bereits als Moment an ihm vorhanden sein muss, er aber wiederum nicht auf Endliches reduziert werden kann, – er hat nicht den Status von „hundert Talern“ (5.90f).

Aufgabe und Ziel des Seminars ist es, zunächst die klassischen Gottesbeweise, ihre Inhalte und die sie prägenden Vertreter bzw. Kritiker zu skizzieren und Hegels Position ihnen gegenüber darzustellen, um sodann die besondere Bedeutung der Beweise für Hegels Religionsphilosophie herauszustellen: diese findet sich zum einen in hoher Affinität zu dem den Übergang vom Allgemeinen in die Realität nachzeichnenden ontologischen Beweis gemäß Hegels eigener Logik, zum anderen stellen die Beweise aus seiner Sicht die denkende Erhebung des Menschen zu Gott dar. Diese aber ist wesentliches Moment der sein System tragenden asymmetrisch-dialektischen Beziehung von unendlicher und endlicher Subjektivität.

 

Literaturhinweis:

Ein Exemplar der Vorlesungen über die Beweise vom Dasein Gottes sollte vorhanden sein. Enthalten sind sie z.B. in:

-- G.W.F. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, Werke 17, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Frankfurt/Main 1986   

 

 


Semester: WiSe 2024/25
kowalrqw
kowalrqw